2. Allgemeine Einführung in zwei Kurse
Chancen durch emotionale Intelligenz
Emotionen bestimmen unser ganzes Leben.
Die Welt unserer Gefühle wird meist als Gegensatz aufgefasst zu derjenigen des Verstandes und des Denkens. Heute wissen wir, dass beide im Gehirn eng miteinander verknüpft sind. Wir beginnen zu verstehen, wie sie sich gegenseitig beeinflussen, um ein sinnvolles Reagieren, mehr noch angepasste Interaktion mit anderen Menschen zu ermöglichen. Gemeinsam sind Emotionen und Verstand an Planung und Durchführung jeder unserer Aktionen beteiligt. Untrennbar bestimmen sie unser Selbstverständnis, unsere Weltanschauung, unser Wollen und Handeln und unseren Erfolg im Leben. Es wird versucht, die neue Sichtweise der Gefühlswelt in unsere alltäglichen Vorstellungen von unserem Verhalten einzufügen.
Multiple Intelligenz umfasst auch die Gefühlsphäre
Ausgegangen wird von der Definition der Intelligenz als der Fähigkeit zum Lösen unbekannter Probleme. Dies ist entgegen früherer Vorstellungen nicht nur in der Logik oder Mathematik, sondern auch im musischen und kinästhetischen Bereich und eben auch in der Welt der Gefühle möglich. Daher kann man auch von einer "emotionalen Intelligenz" sprechen, die also die Gefühle steuert. Man denke zum Beispiel daran, wie schwierig es sein kann, die Gefühle und Einstellungen eines Gesprächspartners zu erkennen, ohne dass über Gefühle gesprochen wird. Die Emotionslage des Gegenüber ist ein wichtiges, "unbekanntes Problem", jeden Tag, manchmal schon nach einigen Sätzen aufs Neue.
Voraussetzung für den Einsatz der Intelligenz ist hier wie dort Lernen und Üben: alle Worte und Regeln seiner Sprache muss das Kind lernen, die Zahlen und die Regeln der Mathematik, aber auch fast alle Gefühle und auch das Erkennen der Gefühle des anderen. Mit diesen Bausteinen kann man dann in unbekannten Situationen so intelligent planen und handeln, wie die ererbten und in Kindheit und Jugend trainierten Fähigkeiten dies zulassen.
Gemäß der Entwicklungsgeschichte sind die Gefühle "alt", auch niedere Tiere besitzen schon einen "Mandelkern" und reagieren mit Angst, Wut oder Freude. Der Mensch ist nicht nur Meister im Denken dank seiner riesigen Großhirnrinde, er ist auch fähig zu besonders differenziertem Fühlen dank eines besonders großen Mandelkerns. Tatsächlich speichert er zusammen mit jeder wichtigen Information in seinem Gehirn auch eine Gefühlsqualität, also mit dem Gesicht der Nachbarin die Information, dass sie sympathisch ist, oder mit Erdbeermarmelade, dass man den Geruch angenehm, aber der Geschmack zu süß empfindet. Diese Gefühlskomponenten geben jeder Information ihren persönlichen Sinn und beeinflussen jede persönliche Entscheidung. Dank unserer gefühlsmäßigen Einstellungen zu allem und jedem werden wir zu unverwechselbaren Persönlichkeiten, entscheiden und handeln wir jeder individuell in seinem persönlichen Sinne.
Gefühle, also "Emotionen" sind aber auch der Antrieb jeder Aktivität. Sie bedingen ferner die jeweilige Stimmung. Glücksgefühl und Hoffnung erhöhen z.B. die Lust zur Aktivität, bei Depression fehlt dieser Antrieb. Während der Verstand gewissermaßen die Logistik für eine Handlung erarbeitet, entscheidet der emotionale Gehirnbereich über den persönlichen Sinn und Wert des Zieles und damit über unsere Motivation als die Energie, die wir für die Durchführung bereitstellen. Andrerseits schöpfen wir aus Durchführung und Erfolg der Handlungen Lebensmut und Lebensfreude.
Selbstbeherrschung ermöglicht Anpassung, hilft Versuchungen widerstehen.
Allerdings ist es im Alltag nicht gut, jedem Impuls zu folgen. Selbstbeherrschung ist der wichtigste Effekt der emotionalen Intelligenz. Wer seine Gefühle nicht im Griff hat, ist ihnen ausgeliefert, ist z. B. bei großer Wut oder großer Angst nicht mehr in der Lage, seine sonstigen Fähigkeiten optimal zu nutzen. So wird Selbstbeherrschung zu einer Voraussetzung für die Nutzung der übrigen intelligenten Möglichkeiten und damit zu einem entscheidenden Faktor für Erfolg im Leben. Vorhandensein und Intensität kann man schon im Kindergartenalter testen.
Selbstbeherrschung verhindert auch, dass man Versuchungen nachgibt. Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit werden so erreichbar, Bestechlichkeit wird verhindert. Zusammen mit angepasstem Verhalten (Beliebtheit) wird ein verantwortliches und soziales Leben ermöglicht. Die emotionale Intelligenz vermag aber auch, unser Selbstwertgefühl zu heben und die eigene Stimmung zu verändern. Gewaltigen gesellschaftlichen, aber auch gesundheitlichen Schäden kann derjenige vorbeugen, dem es gelingt, emotional intelligent seine Ängste im Zaum zu halten. Andernfalls drohen Persönlichkeitsstörungen und z. B. Alkoholismus. Es wurde bewiesen, dass man dadurch sogar organische Krankheitserscheinungen bis hin zur Entwicklung von Krebsabsiedlungen oder von einem Herzinfarkt in einem erstaunlichen Grade beeinflussen kann. Manches Problem wird man gar nicht bekommen, wesentliche Erfolge wird man in der Ausbildung und im Beruf nachweislich erst erzielen können, wenn man die emotionale Intelligenz nutzt, um eine optimistische Einstellung zu erzeugen. Das emotionale Intelligenzzentrum liegt im Stirnhirn.
Als Empathie bezeichnet man die Fähigkeit, die Gefühle anderer Menschen aus deren Verhalten, den persönlichen Sinn und den Wahrheitsgehalt ihrer Worte aus Tonfall und Mimik zu erkennen. Mangelnde Menschenkenntnis wird in Freundschaft, Ehe und Beruf zu bösen Enttäuschungen führen. Auch dieses Können muss man in der Jugend lernen und üben, und das geschieht, indem man Stimmlage, Mimik und Gesten des anderen beobachtet und seine Gefühle nachzuempfinden sucht. Freilich beruht soziale Interaktion auf einer Art emotionaler Gegenseitigkeit. Wer sich gefühlsmäßig an den anderen anzupassen vermag, wird sympathisch wirken und beliebt sein. Mangelhafte Fähigkeit zur Empathie, also den aneren als fühlendes Wesen zu erleben, ist eine wichtige Ursache von Gewaltverbrechen.
Andrerseits kann man auch dieses Können intelligent nutzen. Man spricht dann von interpersonaler emotionaler Intelligenz. Sie ist die Grundlage von Freundschaft und sozialem Verantwortungsgefühl, aber auch von Teamarbeit. Sie ist Bedingung für Führungsqualitäten und wichtigste Voraussetzung für Erfolg im Leben.
Soziale Kompetenz wird bei Führungskräften immer häufiger vermisst.
Die Betriebsabläufe werden komplizierter, die Ansprüche der Arbeitnehmer an ein gutes Arbeitsklima steigen. Führungsfehler aber haben weitreichende Auswirkungen, wie kybernetische Modelle zeigen. Ein Beispiel: im emotionalen Bereich ist wohldosierte Angst eine weitverbreitete Führungstaktik, weil Angst bekanntermaßen die Leistungsbereitschaft steigert. Geringfügig zu große Angst des Mitarbeiters kann dann aber die Ursache von gravierenden Fehlern sein. Der Erfolg vieler derartiger bewährter Praktiken ist gewissermaßen dosisabhängig und erfordert enormesEinfühlungsvermögen.
Eine wichtige Regel besagt, dass der Untergebene mehr darauf achtet, wie er etwas gesagt bekommt, als was gesagt wird. Die Palette von schlicht ungeschicktem bis grob fehlerhaftem Führungsmängeln ist vielfältig, reicht vom unbeabsichtigten Verstoß gegen die Umgangsformen über die Enttäuschung der Erwartung der Mitarbeiter bis zu moralisch bedenklichem Verhalten.
Der betroffene Mitarbeiter wird immer auch emotional reagieren. Die grafische Darstellung verdeutlicht das Entstehen vonTeufelskreisen und Eskalation, die entstehen, wenn Mitarbeiter verärgert, verängstigt oder gekränkt werden.
2 Innere Emigranten werden gemacht.
Der Rückzug in die "Innere Emigration" ist eine häufige, sehr ernst zu nehmende Reaktion. Sie wurde in den unteren Schichten hierarchischer Organisationen bei 73 % der Mitarbeiter festgestellt, ist aber auch in den Führungsebene nicht eben selten. Sie ist in global agierenden AGs, in denen der Shareholder seinerseits keinerlei Loyalität gegenüber dem Arbeitnehmer verspürt, nahezu logisch und daher besonders häufig. Die "psychologische Ebene des Arbeitsvertrages" wird reduziert oder gar aufgekündigt. Der Geldgeber hat finanziellen, der Arbeitnehmer emotionale Nachteile.
Psychologisch wird die innere Emigration als Beendigung der Internalisierung der Motivation dargestellt. Wenn die Persönlichkeit der gestellten Aufgabe keinen inneren "Wert" mehr beimisst, entfällt auch das commitment, die Leistung bleibt niedrig. Höchstleistungen, die auf sehr vielfältiger motivationaler Basis möglich wären, werden nicht mehr erbracht.
Die Motivation steigt mit dem Grad der Selbstbestimmung.
Dabei gäbe es viele Wege, nicht nur die Leistung selbst, sondern viele weitere Parameter eines persönlichen Engagements ebenfalls zu optimieren. Hierzu gehören Selbstwertgefühl und Zufriedenheit, Qualität der Arbeit und Ausdau |