Der folgende zusammenfassende Bericht über ein Seminar soll Ihnen einen Überblick über die vielschichtigen Erkenntnisse zur emotionalen Kompetenz und die vielseitigen möglichen Konsequenzen geben.
Zur Bedeutung der emotionalen Kompetenz
Muß man der Jugend Gefühle beibringen?
Die Welt unserer Gefühle wird meist als Gegensatz aufgefaßt zu derjenigen des Verstandes und des Denkens. Heute wissen wir, daß beide im Gehirn eng miteinander verknüpft sind. Wir beginnen zu verstehen, wie sie sich gegenseitig beeinflussen, um ein sinnvolles Reagieren, mehr noch angepaßte Interaktion mit anderen Menschen zu ermöglichen. Gemeinsam sind Emotionen und Verstand an Planung und Durchführung jeder unserer Aktionen beteiligt. Untrennbar bestimmen sie unser Selbstverständnis, unsere Weltanschauung, unser Wollen und Handeln und unseren Erfolg im Leben. Ich will versuchen, die neue Sichtweise der Gefühlswelt anzuwenden auf unsere alltäglichen Vorstellungen von unserem Verhalten .
Ich gehe aus von der Definition der Intelligenz als der Fähigkeit zum Lösen unbekannter Probleme. (Im Rahmen der Testung der Intelligenz geht man von einer anderen Definition aus.) Dies ist entgegen früherer Vorstellungen nicht nur in der Logik oder Mathematik, sondern auch im musischen und kinästhetischen Bereich und eben auch in der Welt der Gefühle möglich. Daher kann man auch von einer "emotionalen Intelligenz" sprechen, die also die Gefühle steuert. Voraussetzung ist hier wie dort Lernen und Üben: alle Worte und Regeln seiner Sprache muß das Kind lernen, die Zahlen und die Regeln der Mathematik, aber auch fast alle Gefühle und auch das Erkennen der Gefühle des anderen. Mit diesen Bausteinen kann man dann in unbekannten Situationen so intelligent planen und handeln, wie die ererbten und in Kindheit und Jugend trainierten Fähigkeiten dies zulassen, und sogar manchmal ohne langes Nachdenken oder gar unbewusst..
Gemäß der Entwicklungsgeschichte sind die Gefühle "alt", auch niedere Tiere besitzen schon einen "Mandelkern" und reagieren mit Angst, Wut oder Freude. Der Mensch ist nicht nur Meister im Denken dank seiner riesigen Großhirnrinde, er ist auch fähig zu besonders differenziertem Fühlen dank eines besonders großen Mandelkerns. Tatsächlich speichert er zusammen mit jeder wichtigen Information in seinem Gehirn auch eine Gefühlsqualität, also mit dem Gesicht der Nachbarin die Information, daß sie sympathisch ist, oder mit Erdbeermarmelade, daß man den Geruch angenehm, aber den Geschmack als zu süß empfindet. Diese Gefühlskomponenten geben jeder Information ihren persönlichen Sinn und beeinflussen jede persönliche Entscheidung. Dank unserer gefühlsmäßigen Einstellungen zu allem und jedem werden wir zu unverwechselbaren Persönlichkeiten, entscheiden und handeln wir jeder individuell in seinem persönlichen Sinne. Durch die emotionalen Marker an nahezu allem Wissen und allen Erinnerungen wird unser Denken notwendig fast immer subjektiv.
"Emotionen" im erweiterten Sinne sind auch der Antrieb jeder Aktivität. Gemeint ist die jeweilige Stimmung. Glücksgefühl und Hoffnung erhöhen z.B. die Lust zur Aktivität, bei Depression fehlt dieser Antrieb. Während der Verstand gewissermaßen die Logistik für eine Handlung erarbeitet, entscheidet der emotionale Gehirnbereich über den persönlichen Sinn und Wert des Zieles, darüber hinaus aber auch über unsere Motivation als die Energie, die wir für die Durchführung bereitstellen. Andrerseits schöpfen wir aus Durchführung und Erfolg der Handlungen Lebensmut und Lebensfreude.
Allerdings ist es im Alltag nicht gut, jedem Impuls zu folgen. Selbstbeherrschung ist der wichtigste Effekt der emotionalen Intelligenz und kennzeichnet den umgänglichen wie den erfolgreichen Menschen. Wer seine Gefühle nicht im Griff hat, ist ihnen ausgeliefert. Er ist z. B. bei großer Wut oder großer Angst nicht mehr in der Lage, seine sonstigen Fähigkeiten optimal zu nutzen. So wird Selbstbeherrschung zu einer Voraussetzung für die Nutzung der übrigen intelligenten Möglichkeiten und damit zu einem entscheidenden Faktor für Erfolg im Leben. Vorhandensein und Intensität kann man schon im Kindergartenalter testen.
Weitere emotional intelligente Leistungen sind das angepaßte soziale Verhalten (Beliebtheit) und das Mitgefühl. Es ermöglicht verantwortliches und soziales Handeln. Die emotionale Intelligenz vermag aber auch, unser Selbstwertgefühl zu heben und die eigene Stimmung zu verändern. Gewaltigen gesellschaftlichen, aber auch gesundheitlichen Schäden kann derjenige vorbeugen, dem es gelingt, emotional intelligent seine Ängste im Zaum zu halten. Andernfalls drohen Persönlichkeitsstörungen, Burnout oder Alkoholismus. Es wurde bewiesen, daß man dadurch sogar organische Krankheitserscheinungen bis hin zur Entwicklung von Krebsabsiedlungen oder von einem Herzinfarkt in einem erstaunlichen Grade beeinflussen kann. Manches Problem wird man gar nicht bekommen, wesentliche Erfolge wird man in der Ausbildung und im Beruf nachweislich erst erzielen können, wenn man die emotionale Intelligenz nutzt, um eine optimistische Einstellung zu erzeugen. Das emotionale Intelligenzzentrum liegt im Stirnhirn. Dort beeinflussen die emotionalen Zentren mittels sehr kräftiger Leitungsbahnen die Aktivität der (rationalen) Gehirnrinde, speziell deren Entscheidungen.
Als Empathie bezeichnet man die Fähigkeit, die Gefühle anderer Menschen aus deren Verhalten oder den persönlichen Sinn und den Wahrheitsgehalt ihrer Worte aus Tonfall und Mimik zu erkennen. Mangelnde Menschenkenntnis wird in Freundschaft, Ehe und Beruf zu bösen Enttäuschungen führen. Auch dieses Können muß man in der Jugend lernen und üben, und das geschieht, indem man Stimmlage, Mimik und Gesten des anderen beobachtet und seine Gefühle nachzuempfinden sucht. Freilich beruht soziale Interaktion auf einer Art emotionaler Gegenseitigkeit. Wer sich gefühlsmäßig an den anderen anzupassen vermag, wird sympathisch wirken und beliebt sein. Mangelhafte Fähigkeit zur Empathie ist eine wichtige Ursache von Gewaltverbrechen.
Andrerseits kann man auch dieses Können intelligent nutzen. Man spricht dann von interpersonaler emotionaler Intelligenz. Sie ist die Grundlage von Freundschaft und sozialem Verantwortungsgefühl, aber auch von Teamarbeit. Sie ist Bedingung für Führungsqualitäten und wichtigste Voraussetzung für Erfolg im Leben.
Auf emotionaler Intelligenz beruht selbst der Teamgeist und das Betriebsklima in der Firma. Eine begabte Führungspersönlichkeit vermag die Mitarbeiter fast von selbst zu hohen Leistungen zu motivieren. Erfolgreiches Verhalten läßt sich jedoch auch erlernen, z. B. die Beherrschung von Gefühlsausbrüchen. Derartige Mißgriffe würden vorrangig das Gefühl der Mitarbeiter verletzen und können zu Verlust von Engagement und Loyalität, zur sogenannten inneren Kündigung und zu psychosomatischen Erkrankungen führen.
Die Vermittlung von emotionaler Kompetenz wird seit Jahren in vielen US-amerikanischen Schulen mit gutem Erfolg getestet, und zwar in Slums ebenso wie im Unterricht von Eliten, und sie hat auch bei uns z.B. im Managementtraining Eingang gefunden.
Es ist zu erwarten , daß die Lebensqualität in unserer immer aggressiver agierenden Welt künftig mehr vom Verhalten der Mitmenschen als von ihrem Wissen abhängen wird. Da dieses Verhalten in der Kindheit gelernt und eingeübt werden muß, lautet eine Zukunftsaufgabe, die emotionale Bildung nicht dem Zufall zu überlassen und den Schwerpunkt der Lehrpläne künftig auf die Vermittlung von sozialer Kompetenz zu legen.
Auch in Deutschland werden, auf psychologisichen Studien fußend, an vielen Schulen Kurse zur Gewaltprävention durchgeführt und jugendliche Schlichter für Streitigkeiten ausgebildet.
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Bezüglich der Stimmung besteht in der Psychologie noch keine Einigkeit. Vermutlich handelt es sich nicht um eine ungewöhnlich lange anhaltende Emotion. Dagegen spricht schon die auffällige Kombination mit der ungerichteten Motivation. Wenn man “gut drauf” ist, hat man gleichzeitig das Bedürfnis, irgend etwas zu tun, dann macht die Aufgabe Spaß, dann packt man eventuell auch mehrere Arbeiten gleichzeitig an. Wenn man andererseits ein schlechtes Gewissen hat, das ja auch eine (schlechte) Stimmung bedingt, drückt das die Aktivität. Gute Stimmung beflügelt sogar das Denken, depressive Stimmung oder ein schlechtes Gewissen engt es ein. Man kommt in einer Art Endlos-Schleife immer wieder auf den Anlass der (schlechten) Stimmung zurück. Die Steigerung der schlechten Laune ist schließlich die Depression. Dann findet man den Spiegel des Überträgerstoffes Serotonin stark erniedrigt.
Erklärung
Zur Intelligenz trägt die überaus komplexe Suchfunktion bei, die nicht nur in den gewaltigen Gedächtnisspeichern des Gehirns die optimalen Informationen auffindet, sondern auch dafür sorgt, dass sie möglichst situationsgerecht angewendet werden.
Erklärung
Erklärung
Auf der Seie “emotionale Intelligenz” wird ausgeführt, dass die Intelligenzprozesse im unbewussten Bereich natürlich anders funktionieren müssen als dort, wo Aufmerksamkeit und Bewusstsein die Auswahl von Argumenten und deren Bewertung und Entscheidungen steuern können. Im unbewussten Bereich geht es mehr um den situationsgemäßen Einsatz von Handlungsmustern. Diese wiederum sind aus der individuellen Erfahrung und deren Wertung entstanden.
Erklärung
Nur im naturwissenschaftlichen und technischen Bereich findet sich diese Subjektivität allen Denkens nur begrenzt. In der Philosophie oder Soziologie und in weiten Bereichen der Psychologie dürften aber die meisten Schlussfolgerungen nicht ohne persönliche Wertungen zustande gekommen sein.
Prof. Dr. Wolfgang Seidel, Sindelfingen
Stichworte
Viele Stichworte wurden mehrfach behandelt . Zusätzliche Informationen erhält man durch anklicken von “ X”
Charakter
Einstellungen; X; X
Intelligenz; X; X
Optimismus; X; X
Selbstbeherrschung; X; X; X
Selbstkritik
Subjektivität, X; X
Verantwortung; X; X
Inhaltsverzeichnis
1.1 Emotionen
1.1.1 emotionale Intelligenz
1.2 emot. Kompetenz
1.2.1 Referat zur Kompetenz
1.3 Motivationen
1.3.1 Modulation
1.3.2 Charakter
1.4 Temperamente
2.1 Intelligenz
3.1 Burnout
3.1.1 Bo.Info
3.2 Lebensqualität
3.4 Team und Führung
3.5 Freiheit wozu
3.6 freier Wille
3.7 Intelligenz
3.8 Lehrerseminar
3.10 medizinische Berufe
3.10.1 Empfehlung
3.11 Sozialpädagogik
5.1 Der Ratgeber
5.1.1 Inhaltsangabe
5.1.2 Pressespiegel
5.2 Krankenhaus
5.2.1 Inhaltsverzeichnis
5.2.2 Vorwort
5.2.3 Schlussbetrachtung
5.3 ethisches Gehirn
5.3.1 Leseprobe
5.3.2 Strafjustiz
5.4 Burnout
5.4.1 Schlusskapitel
5.4.2 Burnout Leseproben
5.5.1 Textproben
7 Kontakt
7.1 Impressum
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