1. Einführung: das Wichtigste in Kürze
Liebe Leserin, lieber Leser,
lassen Sie mich überlegen: Wenn Sie dieses Buch über Burnout in die Hand nehmen, gibt es vier Möglichkeiten. Die erste ist: Sie kennen einen Menschen, von dem Sie glauben, dass er gefährdet oder schon in den Prozess verwickelt ist, und wollen ihm irgendwie helfen. Die zweite Möglichkeit ist, dass Sie fürchten, selbst betroffen zu sein, weil gewisse Umstände darauf hinweisen könnten. Nun suchen Sie Informationen zu Ihrer Beruhigung oder zur Bestätigung. Sie wollen notfalls auch vorbeugend gegensteuern können. Als dritte Möglichkeit rechne ich mir aus, dass Sie sich ganz gesund und normal fühlen und auch keinen Betroffenen kennen, dass Sie aber ihre Lebensweise immer gesund und risikoarm einrichten, und dass Sie nun auch unnötigen Gefahren für Geist und Gemüt aus dem Wege gehen wollen.
Gut! In allen drei Fällen ist dieses Buch für Sie geschrieben. Sie sollen ohne alle Fremdworte und ohne ausgefallenes Spezialwissen erfahren, worum es geht. Schrittweise werden Sie in alles Wesentliche über Burnout eingeführt. Sie werden dann einige sehr interessante psychologische Prinzipien kennenlernen. Und daraus werden sich praktikable Hilfsmöglichkeiten ergeben.
Und die vierte Möglichkeit? Es könnte sein, dass Sie bei diesem Thema kein Laie sind. Dann wissen Sie vieles, was in den Kapiteln 1, 3 und 4 dargestellt wird. Bei den weiteren emotionspsychologischen Erklärungen zum Burnout-Phänomen werden Sie jedoch Argumente angeführt finden, die in der gegenwärtigen Literatur nicht stehen. Ich empfehle Ihnen, zunächst im zweiten Kapitel meine Deutungen zur Ausgangspersönlichkeit kennenzulernen und dann die spezielleren Ausführungen ab Kapitel 5 durchzusehen.
Eine moderne Zivilisationserscheinung
Burnout ist eine Krankheit unserer Zeit. Gehetzte Menschen, die mit Problemen in ihrer Umwelt nicht zurechtkamen und daran verzweifelten, hat es zwar auch im Altertum gegeben. Dafür hat man Belege gefunden. In den letzten beiden Jahrhunderten wurde die Zahl der Gehetzten jedoch immer größer. Die Ärzte sprachen von „Neurasthenie“, also einer generellen Schwäche des Nervenkostüms oder der seelischen Kräfte, später auch von „Psychasthenie”, die häufig einherging mit Ermüdung, Ängstlichkeit, Kopf- und anderen Schmerzen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen bis zur Arbeitsunfähigkeit. Und sie wunderten sich, dass die Depression im 20. Jahrhundert besonders bei Frauen immer häufiger wurde. Die Neurasthenie galt schon vor 100 Jahren als typische Lehrererkrankung. Sie hatte keinen sonderlich guten Ruf, sondern war eher ein Tabuthema. Kaum einer wird gerne von sich behauptet haben, dass er darunter leide.
Das ist ganz anders beim Burnout, der seit etwa 40 Jahren zunehmend häufig diagnostiziert und diskutiert wird. Beim Burnout wird den äußeren Umständen, also besonders den Arbeitsbedingungen ein wesentlicher Anteil am Entstehen zugesprochen. Das löst bei den Mitmenschen Mitleid und Hilfsangebote aus, man gewinnt sogar eine gewisse Achtung, weil man die schwierigen Umstände so lange aushalten musste. Gerade die Soziologie und speziell die Arbeitsmedizin haben bis heute wesentlich zur Sammlung von Befunden bei wahrscheinlich Betroffenen beigetragen und die vielen äußeren Einflussfaktoren analysiert. Sie bemühen sich natürlich zudem, die vermutlich schädlichen, Stress erzeugenden Umstände, sogenannte Stressoren, auszuschließen oder wenigstens abzumildern.
Was ist das: „Burnout“?
Was versteht man denn überhaupt unter „Burnout“? Die Fachleute sind sich noch nicht einig. Das liegt daran, dass sowohl die Gehirne der Beteiligten als auch die Umwelt, von der sie gestresst werden, ungeheuer komplex sind. Und es liegt daran, dass der sehr variable Burnout-Prozess schleichend, fast unmerklich beginnt und über lange Zeit fortschreitet, und zwar nach ganz individuellen Bedingungen, die ebenso stark variieren wie die Umwelt. Auch ist man sich noch unklar darüber, ob und inwieweit andere, ähnliche Prozesse wie etwa Mobbing oder Stressfolgen vom Burnout abzugrenzen wird.
Man sollte die entscheidenden Ursachen wohl vorrangig in der Umwelt suchen. Ich werde zeigen, dass in den vergangenen 40 Jahren, in denen das Phänomen aufgetreten ist und stark zugenommen hat, einerseits die Technik einen enormen zusätzlichen Druck auf viele Menschen ausübt. Ich werde aber auch betonen, dass genau in dieser Zeit der zunehmende Individualismus und der Anspruch auf Selbstverwirklichung bei vielen Menschen zu Isolation, Einsamkeit und psychischer Belastung führte.
Äußere Ursachen bedingen ohne Zweifel die auffällige Häufung derartiger Prozesse in unserer Zeit. Sie können auslösend oder verstärkend schuldig sein. Man hat eine riesige Zahl von ihnen eingehend analysiert, und man kann einige eindeutig als Verursacher ausmachen. Aber ihre Elimination hilft im fortgeschrittenen Zustand eines Burnout nicht mehr: Der seelische Prozess hat sich offensichtlich verselbstständigt.
Neben den äußeren Ursachen ist natürlich die Persönlichkeit des Betroffenen der zwar komplizierte, aber übersehbare Schauplatz, auf dem sich der Burnout-Prozess abspielt. Ich werde zeigen, dass die vielen Ursachen an wenigen wichtigen Psychomechanismen angreifen. Für das Verständnis des Prozesses und für Bemühungen um Vorbeugung oder Hilfe ist es besser, von diesen heute schon einigermaßen verstandenen Funktionen des Gehirns und nicht von den Ursachen auszugehen.
Vielerlei Stress "Stress" kann Ursache sein. Aber das Gehirn ist der Schauplatz des Geschehens „Burnout“, und die Persönlichkeit und ihre Aktionen sind das, was sich ändert.
Der kritische Beobachter kann beim Betroffenen feststellen, dass es sich anfangs um einen Zustand allgemeiner, besonders aber geistiger und gefühlsmäßiger Erschöpfung handelt. Das Gehirn kann man nämlich ähnlich überfordern wie die Muskeln. Aber dann können auch Regelkreise des Verhaltens ähnlich überstrapaziert werden wie solche des Stoffwechsels. Selbstvertrauen, Zielstrebigkeit und Interesse an der Arbeit gehen verloren. Es kommt zu Unruhe und Anspannung; später tauchen auch soziale Schwierigkeiten auf. In einer Abwärtsspirale stellt man schrittweise den Verlust des Lebenswillens fest, schließlich Verzweiflung bis zur Depression.
Die äußeren Umstände
Der Burnout-Spezialist Mathias Burisch (siehe Lesetipps) notiert 130 Symptome . Das sind reichlich viele für ein einziges krankhaftes Geschehen. Wenn die Fachärzte eine Theorie bilden oder gar die Erkrankung bei einem Patienten erkennen wollen, dann ist so eine Fülle hinderlich und verwirrend. Bei näherem Betrachten ergibt sich ein Teil der Vielseitigkeit der krankhaften Reaktionen aus der großen Zahl von „Gegenspielern“, die alle als Stressoren, also als ursächliche Belastungsfaktoren einwirken können. Aber manche Forscher haben auch vermutet, dass mehrere ähnliche Verlaufsformen vorliegen könnten, die die Wissenschaft noch von einander trennen muss.
Abb. 1: Prinzip des Burnout-Verlaufs: Die Anfänge sind wieder umkehrbar, ständiger schwerer Psychostress (z. B. Mobbing) kann jedoch zu schweren seelischen Problemen führen (Symptome: siehe S. ***). In der oberen Hälfte der Abbildung sind dies Stressfolgen, die sich wieder zurückbilden. Ab einer gewissen Stärke (unterer schraffierter Bereich) stellt man schwere Persönlichkeitsveränderungen fest. Professionelle Therapie ist dann notwendig. Jedoch auch in leichteren Fällen ist Wachsamkeit und schnelle Hilfe angezeigt.
Äußere Umstände können einen Menschen „prägen. So ändert sich das Verhalten im Verhältnis zu Freunden und Bekannten, gegenüber den Arbeitsbedingungen, gegenüber den Vorgesetzten oder den Kollegen, in Bezug auf die selbstgewählten oder die gestellten Aufgaben oder auch in Bezug auf die Freizeitgestaltung. Der Charakter kann sich auffallend und beängstigend ändern, wenn die Einwirkungen sehr stark sind oder die Persönlichkeit besonders labil. Das könnte auch im Stress der Fall sein. Ein anderer Grund für die große Zahl der Symptome ist natürlich der lange Verlauf, in dem eine Persönlichkeit über viele Stufen hinweg völlig verändert wird. In den ersten Kapiteln des Buches werde ich auf diese Wirkbeziehungen näher eingehen.
Mit Burnout wird vermutlich vielerlei bezeichnet, das diesen Namen nicht verdient, also z. B. nachvollziehbare Folgen von Überarbeitung oder Stress, die nach einer angemessenen Erholungszeit auch ohne besondere Therapie wieder zurückgehen. Andererseits sind sich die medizinischen Fachleute auch noch nicht einig, welche Arten der Wesensveränderungen tatsächlich einer einheitlichen Krankheit entsprechen. Vielleicht wird man eines Tages mehrere verschiedene Krankheitsverläufe auseinanderhalten können. Einige Fachleute sprechen daher von einem Burnout-Syndrom. Sie meinen damit eine ganze Gruppe ähnlicher Veränderungen.
So gibt es noch Schwierigkeiten, Burnout überhaupt als Krankheit anzuerkennen. Aber man wird zu Ergebnissen kommen müssen trotz der Schwierigkeiten, die sich z. B. durch den schleichenden Beginn, den langen Verlauf und auch die lange Dauer mancher Behandlung ergeben. Sicher ist nämlich heute schon, dass die Zahl der Betroffenen rasch zunimmt und bereits zu einem beachtlichen volkswirtschaftlichen Problem angewachsen ist. Ich werde im vierten Kapitel den Verlauf des Prozesses noch einmal kritisch beleuchten: Meiner Ansicht nach sollte man wenigstens in denjenigen Stadien des Burnout von einer Krankheit sprechen, in denen ein Arzt hinzugezogen werden muss.
Sechs Phasen der fortschreitenden Verschlimmerung
In der psychologischen Forschung wurde der Burnout-Prozess wiederholt in verschiedene Phasen eingeteilt. Allerdings werden bei derartigen Einteilungen nur die beobachteten Symptome geordnet. Über interne Ursachen oder psychische Zusammenhänge sagen sie wenig aus. Daher gibt es noch Abweichungen, aber die Einteilung ist hilfreich, wenn man nachvollziehen will, wie Betroffene immer tiefer in einen förmlichen Strudel psychischer Problematik hineingetrieben werden. Den Weg durch diese Phasen werden Sie gleich im ersten Kapitel an drei Beispielen miterleben (siehe auch Abbildung 2 auf S. und Abbildung 3 auf S.).
Warum drei Beispiele? Im Rückblick auf viele Verlaufsbeobachtungen stellt man fest, dass mancher Betroffene anfangs eher zu viel Energie, Ehrgeiz, Leistungswillen gezeigt hat. Wer sich zu viel vornimmt, wird an seine Grenzen stoßen. Das Erkennen dieser Selbstüberforderung und die rechtzeitige Beschränkung gelingen oft nicht. Diese Phase einer anfänglichen Hyperaktivität XE "Hyperaktivität, Phase der" , also eines überbordenden Tatendranges ist auffallend, aber nicht die Regel. Häufiger werden ganz normale Mitmenschen mit einem für sie überwältigenden Stress konfrontiert. Sie versuchen zunächst, mit den Belästigungen fertig zu werden oder sie zu verdrängen. Ohne es selbst zu merken, werden sie dann aggressiv, zynisch, später nervös und kraftlos, enttäuscht. Viele greifen zum Alkohol, dem allgemein bewährten Mittel, um (Versagens-)Ängste zu betäuben.
Auf die Phase der Enttäuschung folgt dann meistens eine Phase der Lustlosigkeit und der Antriebsschwäche mit Gleichgültigkeit und entsprechenden Misserfolgen. Es schließt sich daran eine Phase an, die durch Hoffnungslosigkeit gekennzeichnet ist: Der Betroffene traut sich keine Leistung mehr zu und macht dadurch alles noch viel schlimmer. Körperliche Beschwerden aller Art können früh hinzutreten. Sie begleiten meistens eine weitere Phase mit echten Funktionsdefiziten, in der der Betroffene also seine Aufgaben nicht mehr so löst, wie man es von ihm bisher erwarten durfte. Er leidet unter Konzentrationsschwäche und Erschöpfung. Schließlich führt die Krankheit in die Endphase mit Verzweiflung, Hilflosigkeit und Depression.
Bereits diese Vorausschau auf das erste Kapitel lässt erahnen, dass man mit dem Begriff Burnout nicht spaßen sollte, sondern dass man beim Verdacht auf das Vorliegen eines solchen Prozesses unbedingt hellhörig und aktiv werden muss. Sicher kennen auch Sie einen Menschen, der einmal „einen Burnout hatte“.
Der bedrohlich abwärts gerichtete Verlauf muss keine Einbahnstraße sein. Auf jeder Station kann man wirksam helfen, und je früher, desto besser.
Burnout als „Ausbrennen“
Wir wissen inzwischen, dass der als Burnout bezeichnete Prozess ohne Hilfe fast schicksalsmäßig verläuft, ähnlich wie eine chronische Erkrankung, also wie die Zuckerkrankheit oder ein Nierenleiden oder gar wie ein Tumor oder unerbittlich wie Alzheimer. Die psychische Verfassung der Betroffenen verschlechtert sich meist über Jahre hinweg, wenn kein gutes Mittel gefunden wird oder die Hilfe nicht fachgerecht ist. Irgendwann kann der Betroffene nicht mehr arbeiten. Er zieht sich zurück, verzweifelt, sieht keinen Ausweg. Manche sterben sogar – durch Selbstmord aus schwerer Depression heraus.
Das englische Wort „Burnout“ bedeutet „Ausbrennen“. Der Vergleich des Prozesses mit einem Schwelbrand, der langsam fortschreitend sich ausbreitet und Schäden anrichtet, ist auf den ersten Blick recht anschaulich. Daher hat sich der Name wohl auch so schnell weltweit durchgesetzt. Das unterschwellige innere Brennen verursacht zunächst kaum Rauch oder Hitze, also keine typischen Symptome, und wird daher anfangs unterschätzt, verdrängt, fehlgedeutet und falsch angegangen. Das „Ausbrennen greift immer mehr um sich, zehrt die Kräfte aus. Aber der Endzustand, also „ausgebrannt“, ist mit der Bezeichnung nicht gemeint. Dann müsste man „Burnedout“ schreiben. Wenn der Prozess im Gefühl völliger Ausweglosigkeit endet, liegt eine Depression XE "Depression" vor, einesehr schwere Gemütskrankheit. Diese war früher gar nicht mit Burnout in Verbindung gebracht worden, heute jedoch kann man Burnout als eines der Anfangsstadien der Depression bezeichnen.
Dennoch ist es so, dass bei diesem Prozess im Gehirn nichts wirklich verbrennt, also nichts konkret zerstört wird (vielleicht mit Ausnahme der Schlussperiode). Mein Vergleich mit dem Morbus Alzheimer ist also in dieser Hinsicht falsch, weil dort das Fortschreiten durch schwere Zerstörungen an den Nervenzellen bedingt ist. Es handelt sich beim Burnout um Fehlinterpretationen des Gehirns, falsche Gewichtungen von Informationen und um Fehlschaltungen in einem hochkomplizierten Netzwerk der Informationsverarbeitung XE "Netzwerk der Informationsverarbeitung" , die sich unter günstigen Umständen auch wieder rückgängig machen lassen.
Fehlerhafte Prozesse in einem Netzwerk
Vielleicht sollte man Burnout besser mit der Verwaltung eines großen Betriebes vergleichen. Dort können empfindliche Schwachstellen bestehen wie z. B. unfähige Mitarbeiter oder alte Software. Wenn dann saisonbedingt viel Arbeit kommt, mögen die Angestellten eifrig sein. Sie machen in der Hektik aber vermehrt Fehler. Einige Produkte werden falsch ausgeliefert (dies entspricht etwa sarkastischen Reaktionen oder Wutausbrüchen im Anfangsstadium des Burnout). Die Führungsebene des Betriebes interpretiert die Reklamationen falsch. Sie reglementiert die vermeintlich unfähige Belegschaft mit schärferen Vorschriften, die in der Eile nicht gut durchdacht sind. Da die neuen Regeln aber schriftlich festgelegt sind (auch seine Fehleinschätzungen legt der vom Burnout Betroffene in seinem Gedächtnis ab und verwendet sie dann wieder), können sie über lange Zeit Sand ins Getriebe bringen. Es gibt Produktionsausfälle und viele ärgerliche Retouren, nun auch wegen säumigen Betriebsablaufs. Produktionsanweisungen werden falsch bezeichnet und führen zu Konstruktionsfehlern (beim Burnout verrennt sich der Betroffene etwa in falschen Anschuldigungen). Die Mitarbeiter streiken (der Betroffene zieht sich zurück) oder revoltieren. Der Betrieb macht Verluste (psychosomatische Krankheit), er erhält keine Aufträge mehr (Arbeitsunfähigkeit beim Burnout), und das Ende ist der Konkurs. Beim Burnout-Betroffenen bedeutet das, dass sein Charakter nun grundlegend verändert ist und er im Extremfall ein menschliches Wrack geworden ist.
Der Vergleich hinkt natürlich über weite Strecken. Aber wenn man das Problem des Burnout als tiefgreifende Organisationsstörung einer komplizierten Informationsverarbeitung auffasst, wird man bis zuletzt auf einen guten „Konkursverwalter“ hoffen können, der das katastrophale Durcheinander wieder zu ordnen vermag. Besser wäre natürlich, wenn die Betriebsleitung schon nach dem ersten Versagen ihrer internen Krisensitzungen einen guten „externen“ Unternehmensberater hinzuziehen würde, der also von außen geholt wird und daher nicht voreingenommen ist. Er kann am besten frühzeitige und radikale Gegenmaßnahmen einleiten. Und noch besser wäre, wenn kluges Management oder auch kluge Gesetzgebung grundsätzlich verhindern, dass es zu derartigen Katastrophen kommt. Ich werde gegen Burnout entsprechende Vorschläge machen.
Grundsätzlich muss man das Gehirn als ein Organ sehen, das organisiert und regelt. Es regelt die Körperfunktionen, das Denken, das Verhalten. Nicht zuletzt regelt es sein eigenes Funktionieren. Und hierbei wird es beim Burnout wohl zu Fehlern getrieben, indem es falsche Prioritäten setzt.
Darüber, wie das Gehirn sich und den Körper regelt, weiß man noch wenig. Aber was man weiß, werde ich später erläutern, weil es sehr wichtig für die Vorbeugung ist.
Das Zusammenspiel von Persönlichkeit und Umwelt
Zum Burnout gehören stets zwei Akteure: außer vielen Einflüssen einer stressigen Umwelt auch eine komplizierte Persönlichkeitsstruktur des Betroffenen. Am Beginn des Prozesses ist meist nur eines von beiden problematisch, aber es kommt dadurch zu einer Unausgewogenheit, einem Konflikt.
Das Nervenkostüm einer Junglehrerin mag z. B. dem Stress in einer ganz normal lebendigen Schulklasse nicht gewachsen sein, obgleich sie sich sehr auf die Aufgabe als Erzieherin gefreut und sich gut auf ihren Unterricht vorbereitet hat. Sie wollte fachlich gut sein und mit moderner Pädagogik auf die Kinder eingehen. Das Problem lag in ihrer inneren, in ihrer psychischen Konstitution. (Wie man diese vorher testen kann, werden Sie in Kapitel 9 erfahren.)
Ein anderes Beispiel: Eineerfahrene Krankenschwester muss nicht nur fürsorglich, sondern auch robust und nervenstark sein. Aber wenn der Chef seinerseits ausrastet, kein Verständnis für eine persönliche Bitte von ihr hat, ihr zusätzliche Aufgaben aufbürdet, ihr gleichzeitig aber die Anerkennung versagt, ihr stattdessen die Schuld für Misserfolge zuschiebt und ihr in seinem Zorn totale Unfähigkeit vorwirft, dann ärgert sie sich nicht nur, sie wird auch unsicher, zweifelt und schläft schlecht. Es erschüttert ihre psychische Stabilität, die unter normalem Klinikstress mit Unfällen, Überstunden und Nachtdienst bisher immer voll ausgereicht hat. Eventuell zweifelt sie an ihrer Befähigung zur Pflege und wechselt den Beruf. Ohne die Beeinträchtigung ihrer Selbstsicherheit, also ohne die zusätzlichen äußeren Faktoren hätte sie weiterhin Freude an ihrem Beruf gehabt und sich von ihrem Arbeitsumfeld nicht unterkriegen lassen.
Es gibt sehr viele Lehrer und Lehrerinnen, die mit dem Schulstress gut zurecht kommen, und auch viele Krankenschwestern, die trotz mangelhafter sozialer Kompetenz ihrer Vorgesetzten mit voller Kraft ihre Arbeit verrichten. Es sind immer nur einige, die an einer Herausforderung scheitern, aber es werden rasch mehr. Hochrechnungen sind zwar mit großer Vorsicht zu behandeln, aber man hat mehr als zehn Millionen Burnout-Betroffene allein in Deutschland geschätzt. Sie verteilen sich auf etwa 60 verschiedene Berufe, wobei Lehrkräfte und Krankenhauspersonal besonders häufig betroffen sind.
Grenzen für unsere geistige Anpassungsfähigkeit?
Das Phänomen Burnout kann man sich auf sehr verschiedene Arten nähern:
Soziologen versuchen, Arbeitsbedingungen zu optimieren, Stress zu verringern, das Betriebsklima zu verbessern, geeignete Führungsstile vorzuschlagen. Die wichtigsten Ergebnisse werde ich konzentriert darstellen.
Psychologen berichten über ihre Erfahrungen. Sie haben das Verhalten der Betroffenen und ihrer Kontaktpersonen analysiert, haben es statistisch aufgearbeitet und als Coach zu beeinflussen versucht. Sie haben viele Theorien zu Entstehung wie Verschlimmerung des Burnout aufgestellt, von denen einige hier Erwähnung finden werden.
Ärzte werden wegen des psychologischen Versagens oder wegen vieldeutiger Krankheitssymptome zurate gezogen und bemühen sich aus ihrer Warte um Hilfe. Ihre medizinischen Erkenntnisse werde ich alle in den ersten vier Kapiteln berücksichtigen.
In der bisherigen Literatur wird die Burnout-Problematik ganz überwiegend aus der Sicht des Verstandes behandelt. Das entspricht der herrschenden Lehrmeinung der Psychologie im vergangenen Jahrhundert. Ich werde in den weiteren Kapiteln zwei zunehmend wichtige jüngere Zweige der Psychologie einbeziehen: die Evolutionspsychologie und die Emotionspsychologie.
DieEvolutionspsychologie geht von genetischen Zusammenhängen aus. Sie untersucht, welche Reaktionen, welche Verhaltensweisen dem Menschen angeboren sind – nämlich diejenigen, auf die sich der Mensch in schwierigen Situationen immer verlassen konnte, weil sie in den letzten 500.000 Jahren eingeübt und in den Genen festgelegt wurden und auch heute noch automatisch funktionieren. Allerdings: Sie passten damals für kleine, meist friedliche Gruppen von Jägern und Sammlern.
Schon nach der Einführung von Ackerbau, Viehzucht und Eigentum vor 10.000 Jahren konnten sie den Menschen nicht mehr sicher leiten, und auch in der „kurzen“ Zeit seither konnten die Gene nicht angepasst werden. In der Hektik unserer Zeit sind sie sozusagen veraltet und nützen eher selten, wenn es auf das Verhalten in unserer technisierten Welt ankommt. Der Mensch muss sich ständig aktiv an Umstände anpassen, die anders sind als diejenigen, für die er – auch heute noch – zunächst geboren wird.
Aus dieser Perspektive muss man die Neuzeit betrachten, wenn man über vererbte Eigenschaften redet und über deren Bedeutung im Rahmen der spektakulären Errungenschaften in unserer menschlichen Umwelt. Wir wissen ja selbst um deren Vielfalt und deren Hektik, um die vielseitigen Abhängigkeiten, Vorschriften, Sachzwänge. Ich will Ihren Blick aber auf die moderne Geisteskultur richten, auf Pluralismus und Individualismus, die den Menschen aus der Geborgenheit eines Familienclans früherer Jahrtausende in eine auf den zweiten Blick nicht gerade fürsorgliche und friedliche Zivilisation katapultierten.
Wegen der Bedingungen unserer Zeit muss jedes Individuum nach der Geburt einen rund 18 Jahre (!) langen Lernprozess durchlaufen, um die wechselseitigen Einflüsse der modernen Kultur und Technik kennenzulernen und eigene Anpassungsstrategien zu entwickeln und einzuüben. Nicht nur schreiben, lesen und rechnen muss er lernen. Alles, was die Technik bietet und bedeutet, alle Errungenschaften der Zivilisation in seinem Umfeld muss er kennen und bedienen lernen. Aber er muss auch wissen, wann er welche Kleider wählt und bei welcher Gelegenheit er sich am besten wie benimmt. Jeder braucht dafür Hilfe von den Eltern, den Lehrern, von Kollegen und Freunden. Das Gehirn des einen schafft die Anpassung an die vielen Erfordernisse besser, ein anderes schlechter. Ein jahrelanges Streben ist es für alle. Natürlich hat „der“ Mensch mit seinem Verstand diese Zivilisation selbst geschaffen. Warum sollte er darin mit eben diesem Verstand nicht zurechtkommen?
Machen Sie ein Gedankenexperiment: Die Anpassungsleistung jedes einzelnen Menschen an die (von den Menschen selbst) so radikal veränderte Lebensweise insbesondere in einer Großstadt ist gewaltig. Nahezu jede Kleinigkeit muss man lernen: Wie bediene ich einen Fahrkartenautomaten, wie überquere ich eine befahrene Straße? Und wie viel taugen unsere angeborenen Gefühle angesichts der modernen Situation? Wann sollte ich meine Freude zeigen und wann meinen Zorn zurückhalten? Bei dem ständigen Zuwachs an Komplexität in unserer Umwelt ist es nicht verwunderlich, dass Forscher überlegen, ob jetzt nicht ein Zeitpunkt gekommen ist, in dem immer mehr Menschen diese Anpassung nicht mehr schaffen.
Es könnte sein, dass die auffallend schnelle Zunahme der Burnout-Fälle eben nicht eine Modeerscheinung ist, sondern Folge eines echten neuen Problems für die Menschheit.
Ich werde einige interessante Aspekte dazu in Kapitel 3, das von den äußeren Ursachen des Burnout handelt, diskutieren.
Auch die emotionalen Systeme müssen dazulernen
Viel wichtiger und interessanter noch ist die Einbeziehung der Emotionspsychologie in unsere Betrachtungen. Nicht nur die Gefühle selbst, sondern manche unbewussten Mechanismen unseres Gehirns wie Stimmungen, Antriebe oder Temperamente, die man als emotionales System zusammenfassen kann, spielen eine meist gewaltig unterschätzte Rolle bei unserem Verhalten und ganz speziell beim Burnout. Das gilt insbesondere für diejenigen, deren Anpassungsmöglichkeiten an den Stress des modernen Lebens, an die Notwendigkeit ständiger individueller Entscheidungen, an das Einfügen in knappe Zeitpläne und anderes mehr an ihre persönlichen Grenzen getrieben werden.
Ich werde ab Kapitel 5 die Grundlagen des emotionalen Systems besprechen. Hier erfahren Sie, wie man den schädlichen Folgen von psychischem Stress vergleichsweise einfach, aber wirksam begegnen kann, wie man seine Stimmung wieder weitgehend in den Griff bekommt, wie man eine pessimistische Haltung in den nachweislich viel erfolgreicheren Optimismus wandelt, wie man mit der inneren Kündigung so umgeht, dass man selbst als Sieger zurückbleibt, oder wie man mit Hilfe guter Freunde und einiger Ausdauer sogar falsche Einstellungen und Vorurteile korrigiert.
Der Prozess des Burnout verstärkt sich selbst im Sinne eines Teufelskreises, einer sogenannten positiven Rückkopplung. Während dieser Entwicklung ändert Burnout sein Gesicht, das heißt, es ändert sich das seelische Befinden des Betroffenen und sein Verhalten. Diese Veränderung werden Sie auf drei Ebenen kennenlernen: Erstens wird die direkte Reaktion auf die vielfältigen wechselnden Ursachen geschildert (Kapitel 2), zweitens wird der Verlauf mit seinen vielen Symptomen begleitet (Kapitel 1 und 4) und drittens werden Sie ab Kapitel 5 wichtigepsychologische Phänomene in ihren vernetzten Funktionen zu erkennen lernen. (zusammengefasst in Kapitel 10 Verstehen, Helfen und Vorbeugen)
Lernen Sie den Burnout-Prozess als das verstehen, was er vorrangig ist: Als eine Störung der empfindlichen Abstimmung wichtiger, meist unbewusster Mechanismen des Gehirns. Man erkennt Steuerungsprobleme in einem komplexen Netzwerk.
Stress und Selbstzweifel als Hauptprobleme
Wenn man die vielen Puzzleteile, die eine fast unübersehbare Forschung inzwischen zusammengetragen hat, mit etwas Abstand betrachtet, ergibt sich tatsächlich ein schlüssiges Bild, wie ich im Folgenden zeigen werde. Sie werden verstehen, dasswidrige äußere Einflüsse auch sehr robuste Persönlichkeiten zum Straucheln bringen können, wenn die Umstände ungünstig sind. Es wird offensichtlich, dass übermäßige Selbstzweifel in einem überlasteten Gehirn einen Wendepunkt markieren, weil sie eine Weiche umstellen.
Zweifel zernagen das Selbstwertgefühl, das zuvor die Persönlichkeit getragen hatte. Wenn die Hoffnung keine Nahrung mehr findet, also versiegt, ist der Weg in eine schwere Gemütskrankheit vorgezeichnet.
Und natürlich weiß jeder, dass es dann nichts nützt, wenn man zwar das gestörte Selbstwertgefühl stützt, aber die krankmachenden Stressursachen nicht radikal ausschließt.
Inzwischen wissen wir, dass es keine „typische Burnout-Persönlichkeit gibt, keine psychische Konstellation, mit der man wahrscheinlich Burnout bekommt. Aber man kennt problematische Anlagenkombinationen.Es ist also einerseits unsere komplizierte Technik, die den Menschen stresst, und andererseits der zur Selbstverwirklichung ermunternde Individualismus, der das „soziale Wesen“ Mensch in mancher Hinsicht isoliert, auch wenn das auf den ersten Blick nicht so scheint. Der Mensch hat beide mit seinem Verstand geschaffen. Jetzt muss er diesen Verstand nutzen, um gesund zu bleiben und um vom Fortschritt auch zu profitieren. Möglichkeiten werde ich diskutieren.
Dem in diesem Buch vorgegebenen roten Faden werden Sie allein mit den psychologischen Erfahrungen, die Sie in Ihrem bisherigen Leben gesammelt haben, folgen können. Einige sehr interessante psychologische Zusammenhänge werden Sie hinzulernen. Daraus können Sie einleuchtende Möglichkeiten zur Hilfe für die Betroffenen und für die eigene Vorsorge ableiten. Auch wenn Forschung und Literatur zum Burnout mittlerweile geradezu unübersehbar und geworden sind, sind die wichtigsten Fakten und Zusammenhänge in diesem Buch verständlich und nachvollziehbar dargestellt. Wenn Sie dann noch weiter ins Thema einsteigen wollen oder sich tiefer mit dem emotionspsychologischen Hintergrund beschäftigen wollen, empfehle ich Ihnen die weiterführende Literatur XE "Literatur" im Anhang. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie durch dieses Buch angeregt werden, sich mit den vielfältigen Aspekten des Themas auseinanderzusetzen.
Ich habe grundsätzlich davon abgesehen, für jeden interessanten Gedanken, mit dem ich argumentiere und der nicht von mir stammt, einen oder mehrere Autoren zu zitieren. Das würde flüssiges Lesen erschweren. Mein Buch soll Verständnis schaffen für sehr praktische Bedürfnisse von Laien. Es könnte vielleicht Ideen auslösen für weiterführende Forschungen. Aber in der Form eines Ratgebers muss es keine Fundgrube für Literaturrecherchen sein, zumal ja von M. Burisch eine ausgezeichnete Zusammenstellung vorliegt. Die Leserinnen und Leser muss ich bitten, mir einfach zu glauben, dass ich ihre Konzentrationsfähigkeit schonen wollte, indem ich auf Verweise auf Fundstellen verzichtete.
Kapitel 2 meines Ratgebers:
2 Burnout verändert die Persönlichkeit
Das Burnout-Syndrom kann eine erschreckende Entwicklung nehmen und für den Betroffenen schwerwiegende Konsequenzen haben. Jedoch: Wirksame Hilfe ist möglich. Dazu müssen wir zunächst verstehen, was da überhaupt vor sich geht, was in der Psyche des Betroffenen falsch läuft und welche Mechanismen des Gehirns betroffen sind. Die Fallbeispiele haben gezeigt, dass letztlich die ganze Persönlichkeit verändert ist. Daher beginne ich mit einigen Erörterungen aus der Persönlichkeitspsychologie: Ich werde zeigen, dass der Burnout-Prozess den Kern der Persönlichkeit angreift, dass das Geschehen dort wichtige Funktionen stört, und dass man genau dort auch mit der Hilfe beginnen muss.
Das Selbstbewusstsein lebt von Erinnerungen und Selbstwertgefühl
Ein Zentrum jeder Persönlichkeit ist sicherlich das Selbstwertgefühl. Das hat selbstverständlich jeder Mensch, darum denkt man nicht extra darüber nach. Da das Selbstwertgefühl aber für das Verständnis des Burnout wichtig ist, müssen wir uns näher damit beschäftigen: Dieses innerste Gefühl ist eine Quelle des Selbstbewusstseins, mit dem man nach außen hin auftritt. Wenn Sie an unsere drei Beispielfälle zurückdenken, wird deutlich, dass bei allen drei Personen dieses Selbstwertgefühl zunehmend beschädigt und am Schluss praktisch verloren gegangen war. Das trifft sogar für den Arbeitslosen Peter S. zu, von dem man allerdings annehmen kann, dass sein Selbstwertgefühl von Anfang kein sehr starkes Selbstbewusstsein erzeugt hat. Das bedeutet aber nur, dass auch ein schwaches Selbstbewusstsein erschüttert werden kann, dass also ein zu starkes Selbstbewusstsein des Überaktiven keine zwingende Voraussetzung für die Erkrankung ist.
Die Psychologie lehrt uns, dass beides, das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein, wesentlich aus dem sogenannten autobiografischen Gedächtnis XE "Gedächtnis:autobiographisches" gespeist werden: Alles, was das Individuum getan oder erlebt hat, allem voran seine Erfolge, auf die es stolz ist, die seinen Wert in dieser Welt begründeten und auf denen es weiter aufgebaut hat, sind mehr oder weniger vollständig, zumindest aber als Erinnerungsanteile oder Einzelinfos dieser Funktion des Gedächtnisses zusammengeschaltet: Man kann sich an sie erinnern. Je weiter die Ereignisse zurückliegen, desto mehr sind sie natürlich verblasst. Aber auf irgendeine Weise prägend waren sie alle einmal. Sie formten die Lehren, die wir im Leben aus unseren Erlebnissen, aber auch aus abstrakten Erwägungen gezogen haben, und die dann zu Erfahrungen XE "Erfahrungen" wurden. Das Gehirn hat sie alle „gelernt“, und zwar automatisch. Man weiß, „wer man ist“, dass man sich behaupten kann, und man kennt auch seine kleinen Schwächen und die Tricks, sie zu überspielen – kurz, wir haben ein bestimmtes Bild von uns.
Ich schweife hier kurz ab und beschreibe eine Grundlage der Lernpsychologie. Unser Gehirn lernt auf zweierlei Weise ganz automatisch: Einmal speichert es Einzeldaten, also z. B. Vokabeln einer Sprache, (Fach-)Begriffe, Ereignisse. Jeder weiß das aus seinem Alltag. Andererseits bildet das Gehirn von sich aus, also automatisch, aus mehreren Einzeldaten, die einander ähnlich sind, Mittelwerte. Das ist sogar eine bedeutende Spitzenfähigkeit des Gehirns: Gruppen von Daten zu einem Begriff zusammenzufassen und dafür ein Symbol zu schaffen, um schließlich mit solchen Symbolen zu arbeiten. Gemeint ist die Fähigkeit, z. B. aus vielen Bäumen einen Wald zu abstrahieren, um dann über Waldwirtschaft oder Waldsterben reden zu können. Wer „den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“ kann, hat große intellektuelle Nachteile.
Diese Fähigkeit benutzt unser Gehirn ganz besonders, wenn wir unsere Einstellungen bilden: Wer häufig mit Lehrern zu tun hat, hat sich seine Meinung zu „den“ Lehrern gebildet. Der Begriff, den er da in seinem Geist parat hält, mag ziemlich wandelbar, vage, sicher subjektiv und wohl auch fehlerhaft sein. Aber er denkt zunächst mit dieser Einstellung. In gleicher Weise hat er sehr viele andere Einstellungen: Zu „den“ Politikern, zu Computern, Sportwagen, zum Fußball, zur Mülltrennung, zu Vegetariern, Kaufhäusern, aber auch zu Ehrlichkeit oder zu Fleiß oder zu Stress. Unser Gehirn ist voll von diesen Einstellungen und denkt damit. Dass sie alle mit bedeutsamen emotionalen Bewertungen verbunden sind, erfahren Sie in Kapitel 5. Die Einstellungen können einerseits abgeschwächt als Meinungen geäußert werden, sie können andererseits aber auch zur Ãœberzeugung und damit zur Grundlage eines Prinzips werden.
Das Selbstwertgefühl ist unsere Meinung von uns selbst
Meinung von uns selbst. Unser Selbstwertgefühl schwankt zwar in Abhängigkeit von zufälligen vordergründigen Tageserlebnissen, aber es basiert letztlich auf den Erfahrungen, die wir das ganze Leben mit uns selbst und unseren Fähigkeiten und Taten gemacht haben. Sind unsere Erfahrungen gut, begründet das Gefühl ein Selbstvertrauen.
Als kleinen Beweis dafür, wie sehr wir dadurch ständig in der eigenen Vergangenheit leben, sei hier das Phänomen des „gefühlten Alters erwähnt: Jeder, der älter als 40 Jahre alt ist, fühlt sich selbst jünger, als er Gleichaltrige einschätzt. Das merken wir besonders bei Klassentreffen: Die früheren Mitschüler sind offenbar deutlich älter geworden – nur wir selbst fühlen uns jünger, als wir sind. Mit der Erinnerung an frühere Ereignisse wird nämlich auch das damalige Lebensgefühl wieder erinnert: Man spürt es jetzt wieder wie damals. Es wird in den „Mittelwert des eigenen Lebensgefühls“, in die Einstellung zur eigenen Vitalität eingerechnet. Das beflügelt im Alltag, wir werden dadurch tatkräftiger.
Sehen Sie sich einmal in Ihrem Bekanntenkreis um: Sie finden darin Menschen mit sehr hohem Selbstvertrauen, sicher auch solche, die sich selbst überschätzen, aber auch am anderen Ende der Skala kennen Sie Menschen, die sich offensichtlich sehr wenig zutrauen. Von unseren drei Beispielpersönlichkeiten hatte sicher der leitende Angestellte Sven B. das höchste, in seiner gesunden Phase kaum zu erschütternde Selbstvertrauen, der Arbeitslose Peter S. das niedrigste.Die interessanteste und im Zusammenhang mit unserem Thema wichtigste derartige Einstellung ist unsere
Selbstkritik hilft bei der Anpassung an die soziale Umwelt
Warum beurteilen und verrechnen die Menschen ihren Eigenwert, also sich selbst, unterschiedlich? Da gibt es mehrere Antworten, aber für unser Problem heißt eine wichtige Begründung sicher: Selbstkritik. Jeder Mensch ist in der Lage, sich sozusagen über sich selbst zu erheben und sich „von oben“ als scheinbar außenstehender Beobachter zu betrachten. Manche Psychologen benutzen das anschauliche Bild der „Hubschrauberperspektive: Bezogen auf aktuelle Konstellationen kann man über sich selbst urteilen.
Das ist eine der größten Leistungen des menschlichen Gehirns und ist Voraussetzung des „Ich-Gefühls“, das außer uns nur sehr wenige Tiere haben dürften, jedenfalls nicht unser Hund. Man bezeichnet diese geistige Fähigkeit des Abstrahierens auch als Metafunktion. Das ist im Falle der Kritik die Steigerung dieser Fähigkeit auf eine höhere Ebene, auf der Kritik auch kritisiert werden kann.
Wieder könnten Sie sich einige Ihrer Bekannten vorstellen. Wem würden Sie ein hohes Maß an Selbstkritik zutrauen? Zum Beispiel so viel Selbstkritik, dass derjenige weitgehend gefeit ist gegenüber Lobhudelei oder ungerechtfertigten Ehrungen schon zu Lebzeiten? So viel Selbstkritik auch, dass er allzu überschwängliche Illusionen, die sich nach einem sehnlich erwarteten Erfolg als eine Art Siegestaumel einstellen, gleich wieder abbauen kann? Die meisten Menschen kehren dank ihrer Selbstkritik rasch wieder auf den Boden der Realität zurück, und das ist zweckmäßig für das „Überleben“ in einer kritischen Umgebung. Ãœbrigens kann man Selbstkritik auch übertreiben: Pessimisten erniedrigen ihren Selbstwert über Gebühr. Deren Charakter bietet jedoch eine interessante Eigenschaft, die man als Hilfsmöglichkeit gegen Burnout einsetzen kann (siehe Kapitel 8).
Zweifel verneint, Selbstzweifel macht unsicher
Eine negative Form von Kritik ist der Zweifel XE "Zweifel" . Während Kritik durchaus konstruktiv sein kann, weil sie sowohl die guten als auch die schlechten Seiten eines Problems betrachtet, weil sie einen also weiterbringen kann, verneint der Zweifel. Er erkennt mögliche Argumente nicht an. Wenn der Kollege am Erfolg meines Vorhabens zweifelt, erwartet oder vermutet er im Klartext, dass es schiefgeht. Wenn ich andererseits an seinem Fachwissen zweifle, nehme ich an, dass er nicht gut genug ist, mein Vorhaben zu beurteilen.
Selbstkritik und Selbstzweifel beziehen sich nun weniger auf eigene Vorhaben als auf eigene Fähigkeiten. Der Selbstzweifel spricht einem diese ab. Genauer: Man spricht sich die Fähigkeit selbst ab. Das ist ein Urteil, das deprimiert: Man soll also nicht so gut sein, wie man von sich selbst vorher gedacht oder gehofft hatte? Das erzeugt wiederum Unsicherheit; ein Teufelskreis entsteht, der das Selbstwertgefühl immer mehr mindert, wie Abbildung 4 zeigt. Das „Ist“ stimmt nicht mit dem „Soll“ überein – und dann wird die Stimmung schlecht (mehr dazu in Kapitel 7).
Die (Selbst-)Zweifel zerstören schließlich die Hoffnung, z. B. die Hoffnung auf eine erfolgreiche eigene Zukunft. Und daraus kann dann die folgenschwere Hoffnungslosigkeit entstehen, die im Zusammenhang mit Burnout im vorigen Kapitel beschrieben wurde. Falls viele Zweifel zusammenkommen, scheint letztlich alles sinnlos. Und auch das ist typisch für Burnout.
Abb. 4: Selbstzweifel als zentrale Schaltstelle des Burnout: Zur Selbstkritik gehören immer auch gewisse Selbstzweifel, die Unsicherheit auslösen können. Die rationalen (verstandesmäßigen) Systeme (grau hinterlegt, links) sorgen aber für die Wiederherstellung von Sicherheit und Selbstwertgefühl. Die emotionalen Systeme (grau hinterlegt, rechts) sind dabei beteiligt.
Beim Burnout können gesteigerte Unsicherheit und vermindertes Selbstwertgefühl bzw. Selbstvertrauen die Richtigstellung behindern oder gar die Selbstzweifel vermehren (rechts gestrichelt). Es kann sich ein Teufelskreis der Selbstverstärkung entwickeln: Die Unsicherheit verstärkt die Selbstzweifel, die stärkeren Selbstzweifel verstärken dann umso mehr die Unsicherheit und mindern das Selbstwertgefühl zusätzlich.
Wann entstehen solche Selbstzweifel? Grundsätzlich natürlich nach Misserfolgen und Fehlentscheidungen oder Verunsicherungen: Wenn eben das Selbstwertgefühl einmal nachlässt. Das kennt jeder. Das vergeht, beim nächsten Erfolgserlebnis. Wann aber werden die Selbstzweifel so mächtig, dass ein Burnout entsteht? Wer z. B. oft entscheiden muss, wird auch öfter Fehler machen. Für unsere individualisierte und technisierte Welt ist aber typisch, dass jeder sich ständig irgendwie entscheiden muss. Die Aufrechterhaltung von Sicherheit und Selbstvertrauen ist dann sehr komplex, wie in Abbildung 4 gezeigt. Und sie kostet jedenfalls geistige Kraft.
Mit der Selbstkritik kommt eine eine Funktion des Gehirns ins Spiel, deren Überfunktionieren eine Persönlichkeitsstörung einleiten könnte.
Die inneren Einstellungen setzen die Maßstäbe
Selbstkritik verunsichert, oft im Zusammenspiel mit Ängsten oder anderen Emotionen. Die Selbstkritik arbeitet ja nicht ohne Leitlinien und Maßstäbe. Sie orientiert sich außer an den äußeren Umständen grundsätzlich an selbstbestimmten Vorgaben, die im Gehirn abgelegt sind, also an Einstellungen zu vielerlei Sollwerten, also Prinzipien, an denen man sich im Leben ausrichtet. Sven B. z. B. war „prinzipiell“ darauf eingestellt, immer korrekt und selbstbewusst bis zur Unbeirrbarkeit aufzutreten, loyal zu den Vorgesetzten, kollegial zu den Mitarbeitern, zuvorkommend zu den Kunden, aber auch höchst fleißig und sorgfältig. Er hatte sich Vorbilder gesucht und für viele Sachfragen klare Grundsätze entwickelt.
Seine Selbstkritik richtete daran nicht nur sein Selbstbild aus, sondern indirekt auch sein Verhalten. Das lässt sich auch bei den beiden anderen Beispielen nachvollziehen. Vielleicht ist es aber lehrreicher, wenn Sie versuchen, sich einige ihrer eigenen Einstellungen und Prinzipien anhand des Beispiels von Sven B. ins Bewusstsein zu holen: Sie haben feste Einstellungen und lasche, und Sie kennen sie alle genau.
Es sind außerordentlich viele Faktoren vorstellbar, die auf diese Ausrichtung der Selbstkritik einwirken und sie auch verändern können: innere Einflüsse wie Stimmungen, Temperament, Motivationen, mehr noch aber äußere Einflüsse wie Kollegen, Vorgesetzte, Gesetzgeber, Vorschriften usw. Täglich können solche Einflüsse schnelle Anpassungen der eigenen Meinung erfordern. Man muss flexibel denken im tagtäglichen Geschäft, also Stellung nehmen, Entscheidungen treffen. Diese Art von Einstellung ist hier nicht gemeint.
Es werden auch grundsätzliche Anpassungen erforderlich, die man nicht einfach am Tagesgeschehen ausrichten und dann verdrängen kann: Einstellungen, die den Umgang mit politischen Meinungen oder mit Pflicht oder Entspannung oder mit Lebensgewohnheiten betreffen. Ich komme darauf im nächsten Kapitel zurück. Diese Probleme erlangen Einfluss auf unsere Planungen und Beurteilungen und da nicht selten auf unsere Kritik. Sie erzeugen Zustimmung und Zuwendung, aber auch Widerwillen und Abwehr oder auch Enttäuschung und auch Angst.
Denn Einstellungen können falsch sein. Bekannt ist, dass ausgerechnet Burnout-Betroffene (unbewusst?) versuchen, ihre Bewältigungsstrategien mit negativen Einstellungen umzusetzen, z. B. mit Abneigung, Lustlosigkeit oder Ängsten, und dass sie damit dann eine Verschlechterung ihres Zustands verursachen.
Die Summe aller Bemühungen, sich trotz widriger Umstände an die Erfordernisse der Umwelt anzupassen und die erkannten oder nur gespürten Probleme zu bewältigen, bezeichnet man heute auch im deutschen Schrifttum als Coping. Es ist sozusagen die positive Seite der Kritik: Man überlegt, was man nicht so gut macht, aber ändern könnte, und versucht dann, Verbesserungsmöglichkeiten in die Tat umzusetzen. Tabelle 1 gibt einige Hinweise auf das weite Feld dessen, was man je nach persönlicher Lage an Änderungsmöglichkeiten in Erwägung ziehen könnte.
Auf den ersten Blick wirken die Ratschläge der Liste wie Allgemeinplätze. Aber alle Punkte der Tabelle können im Einzelfall eine tiefe Bedeutung haben. Jeder Punkt ist es wert, ihn kurz zu überdenken, sei es, um an sich selbst zu arbeiten, sei es, dass Sie an einen bestimmten Mensch aus Ihrem persönlichen Umfeld denken.
Tabelle 1: Was kann ich an meinem Verhalten ändern, wenn Burnout droht?
- Prioritäten setzen und Grenzen ziehen: „Was muss ich wirklich?“
- Rationelle Zeiteinteilung, aber kein Multitasking. To-do-Listen. Regelmäßige kleine Pausen machen und zur Entspannung nutzen.
- keinen Perfektionismus pflegen, Ideale zurückstecken, Bürokratismus hinterfragen.
- Kontrollverlust vermeiden: Arbeitsumfeld optimieren oder reorganisieren.
- Probleme ansprechen, Konsens oder Kompromiss anstreben, Alternativen erwägen.
- Vorgaben realistisch formulieren, Einwände herausfordern und diskutieren.
- Den eigenen Rhythmus beachten, entspannen, Freizeit und Geselligkeit einplanen. Hobby und Erholung sollen nicht in Stress ausarten, auch wenn der Spaß macht.
- Work-Life-Balance: Nicht nur Arbeit, auch Sport und Muße müssen sein. Kultur als Gegengewicht (für den ganzen Menschen)!
- Mitmenschen: Immer den Kontakt suchen. Wer ist wirklich mein Freund?
- Zusammengefasst: Aktiv etwas ändern und nicht (passiv) etwas vermeiden!
Diese Bemühungen um die Normalisierung sowohl der inneren Einstellung als auch des zweckmäßigen Verhaltens muss jeder für sich selbst besorgen, und zwar immer wieder. Auf den ersten Blick mag diese Feststellung an die Erzählungen des Barons von Münchhausen erinnern, der sich selbst am Schopf aus einem Sumpf herauszog. Diese Vorstellung ist natürlich absurd in unserer konkreten, sachlichen Umwelt, also im Bereich der Mechanik. In der Psychologie dagegen gelten ganz andere Gesetze. Besonders in der Psychiatrie weiß man seit hundert Jahren, dass man von außen an den Vorstellungen, Überzeugungen, Einstellungen, Prinzipien eines Menschen nichts ändern kann.
Beeinflussungen aller Art funktionieren nur dadurch, dass das andere Individuum (durch Argumentation oder anderes) dazu gebracht wird, selbst seine Einstellungen oder Bewertungen zu ändern.
Auf die zielführende Idee mögen Ärzte oder andere kommen – machen muss es der Betroffene selbst in seinem Gehirn. Jeder muss selbst lebenstüchtig werden und bleiben!
Nicht angepasste Einstellungen machen unsicher
Die recht theoretischen Erwägungen über die Einstellungen haben konkrete Konsequenzen für das, was die Psychologie mit „Persönlichkeit“ bezeichnet und was oft etwas weniger präzise „Charakter“ genannt wird. Unsere Hochleistungsgesellschaft wandelt sich schnell. Dadurch stellt sie unter vielem anderem auch sehr große Anforderungen an die Anpassung unserer Einstellungen. Der Beginn eines Burnout könnte folgende Gründe haben:
Es könnte sein, dass eine große Zahl von Einflüssen plötzlich im Sinne einer Reizüberflutung das Nervensystem überlastet. Dann wäre eine Unstimmigkeit der inneren Leitbilder, an denen man sich eigentlich ausrichten sollte, zu erwarten. Das sichere Urteil der Selbstkritik wäre gestört, man könnte das eigene Verhalten nicht mehr verlässlich ausrichten, man wäre schlicht verunsichert.
„Wäre ...“? Verunsicherung ist überall: Welche Nahrung darf ich meinem Kind geben, damit es nicht zu viele Schadstoffe aufnimmt? Welche Nahrung macht mich krank, welche nicht? Wem darf ich glauben? Der psychisch Gesunde wird sich schließlich über alle Bedenkenträger und Medienhysterie hinwegsetzen und schlicht auf abwechselungsreiche Ernährung setzen. Normalerweise kann man Verunsicherungen durch Information und Ãœberlegung ausräumen. Der in den Selbstzweifel-Mechanismen des Burnout Gefangene kann es nicht mehr. Er wird mit ihnen so oft konfrontiert, dass er schließlich ganz verunsichert ist.
Eine andere Möglichkeit: Eine Häufung von schlechten Erfahrungen oder von persönlichen Fehlern führt zu einer schleichenden Umstimmung der grundsätzlichen Einstellungen und der prinzipiellen Beurteilungen. Wenn z. B. die Einstellung zum Chef und zu seinen Anordnungen geprägt wird durch unterschwelligen Protest und unbewusste, gefühlsmäßige Ablehnung, also ohne dass man ausdrücklich darüber nachdenkt, dann könnte man dem Chef gegenüber irgendwie unsicher werden, würde vielleicht Fehler machen und sich zurücknehmen. Der Verunsicherte könnte schließlich „neurotisiert, also verängstigt werden: Er hat ständig Angst vor ungewollten Fehlern, denn er spürt, dass sein verändertes Verhalten unangenehme Konsequenzen haben könnte.
So ließe sich eine sonst schlecht verständliche Unsicherheit, Unkonzentriertheit oder sogar Verängstigung bei bislang tüchtigen Menschen wie Sven B. oder der Lehrerin Beate K. erklären. Betroffen wären indirekt auch ihre Leistung, ihre Denkfähigkeit oder ihr innerer Antrieb – gerade ihr Versagen in diesen Bereichenfiel ja besonders auf. Diese Leistungsschwächen können also indirekt auch äußere Ursachen haben und damit die Beobachtung begründen, dass sich Fälle von Burnout ausgerechnet in den letzten Jahrzehnten auffällig häufen. Denn man kann davon ausgehen, dass sich die genetische Ausstattung der Menschheit nicht in so kurzer Zeit grundsätzlich verändern kann.
Auch äußere Faktoren können eine Rolle spielen; siehe dazu das nächste Kapitel.
Aus Erinnerungen und Erwägungen der Vergangenheit formt das Gehirn Einstellungen und deren Bewertungen, Meinungen und Prinzipien. Eine Quintessenz ist das Selbstwertgefühl. Wenn es positiv ist, wirkt es als Selbstvertrauen. Kombiniert mit aktuellen Verstandesleistungen bestimmt es als Selbstbewusstsein das Denken und Verhalten. Selbstkritik überwacht und optimiert diese Grundpfeiler unseres Selbst.
Selbstzweifel führen zu Krisen der Verunsicherung, die ein gesunder Mensch verarbeiten und korrigieren kann. Schafft er diese Selbstkorrektur nicht, kann die Verunsicherung wiederum die Selbstzweifel verstärken und damit einen Teufelskreis in Gang setzen, eine Abwärtsspirale über Enttäuschung und Verbitterung bis zur Selbstaufgabe. Auf dem Weg dahin werden Einstellungen und ihre Bewertungen ins Negative verändert.
Mit der Selbstständigkeit nimmt man auch den Lebensmut
Wenn von Leistung die Rede ist, denkt der Psychologe unter anderem an die inneren Antriebe, die beim Menschen dafür sorgen, dass er von sich aus überhaupt etwas tut. Die Antriebe oder Motivationen werden in Kapitel 7 näher behandelt. Hier will ich nur das Streben nach Autonomie (Selbstständigkeit) erwähnen. Der Burnout-Spezialist Mathias Burisch sieht in der Unterdrückung dieses angeborenen Bedürfnisses die entscheidende und in allen verschiedenen Fällen immer wieder zutage tretende Ursache des Prozesses. Die ersten Burnout-Phasen seien oftmals durch das Sich-Auflehnen gegen die Unterdrückung gekennzeichnet. Ich möchte hier anmerken, dass der Mensch in der Regel keineswegs immer Macht über seine Umwelt anstrebt. Uns reicht durchaus das Gefühl, die Komponenten, die uns wichtig sind, bestimmen zu können. Manchem können wir uns auch freiwillig unterordnen – aber wir wollen nie vereinnahmt oder vergewaltigt werden. Denn dann entstehen Ängste.
Reichen irgendwann die psychischen Kräfte zum Widerstand nicht mehr aus, kommt es zur Resignation. Der Unterliegende zieht sich auf sich selbst zurück, ist eingeschüchtert, hilflos, verbittert. Man sagt auch, er sei frustriert (das vermag den in Abbildung 3 auf S. aufgezeigten Verlauf zu erklären). Es gibt eine eigene Frustrationsforschung, jedoch konnte auch sie bisher keine schlüssigen Vorschläge zur Hilfe für Betroffene machen.
Immerhin: Der Drang nach Freiheit und die Wut und später die Enttäuschung, wenn das Freiheitsstreben gewaltsam eingeschränkt wird, sind auch in unseren drei Beispielfällen zu spüren. Allerdings muss man dann Autonomie sehr weit auslegen. Grundsätzlich kann sie bedeuten, dass man Einfluss sowohl auf die Umwelt wie auf die eigenen Reaktionen hat.
Ein derartiges „angeborenes Bedürfnis“ wurde bisher nicht ausdrücklich herausgestellt, aber man findet ein angeborenes Streben nach Dominanz bei allen Menschen. Sehr ausgeprägt ist es (zum Glück nur) bei zehn Prozent, nämlich bei den typischen Führerpersönlichkeiten. Aber auch die anderen wünschen doch gelegentlich zu bestimmen oder zu beherrschen und reagieren mit Unwillen oder Auflehnung, wenn man ihnen die Selbstständigkeit verwehren will. Schwächere reagieren insgeheim mit Abweisung, ziehen sich zurück, „steigen innerlich aus“. Das ist längst bekannt. In modernen Managementstilen wird daher das Gefühl einer gewissen Selbstständigkeit bei den Mitarbeitern gefördert, weil sie dann nachweislich mehr Leistung bringen.
Es gibt keine typische „Burnout-Persönlichkeit“
Die Forschung ist sich heute weitgehend einig, dass es keine typische Burnout-Persönlichkeit XE "Burnout-Persönlichkeit" gibt, die allein schon aufgrund ihrer Veranlagung zu einem derartigen Psychoprozess tendiert, wenn die Lebensumstände entsprechend sind. Dennoch gibt es gewisse angeborene Psychokonstellationen, mit denen man z. B. besser nicht Lehrer wird (mehr dazu in Kapitel 4). Wenn man bei diesen Menschen rechtzeitig Test Untersuchungen durchführen würde, könnte man mit einiger Wahrscheinlichkeit feststellen, dass sie dem Stress des Lehrerberufs nicht gewachsen sein werden.
Aber mit dieser Erkenntnis allein lässt sich das Burnout-Problem noch nicht vermeiden – man müsste ja allen labilen oder ängstlichen oder unsicheren Menschen vom Arbeiten in stressiger Umgebung überhaupt abraten. Wo im modernen Arbeitsleben gibt es keinen Stress? In einem großen Test fielen immerhin 60 Prozent aller Lehrer (nachdem sie den Beruf ja längst gewählt hatten) in die Risikogruppe.
Übrigens: Es dürfte klüger sein, sich an eine wissenschaftlich gut abgesicherte Regel zu halten, die besagt, dass man nicht den Beruf wählen sollte, der einen interessiert, sondern den, für den man die meisten Fähigkeiten hat: So ist man langfristig zufriedener und läuft weniger Gefahr, einen Burnout zu bekommen.
Wir wissen aus unseren Fallbeispielen, dass anfängliche Hyperaktivität und Verausgabung einen plausiblen Grund für späteren Burnout abgeben könnte. Untersuchungen ergaben jedoch inzwischen, dass Überaktivität nicht allgemein als Voraussetzung für Burnout gelten kann. Auch zwei unserer Beispielfälle aus Kapitel 1 fielen nicht durch übermäßigen Energieeinsatz auf. Das gilt heute auch für Überidentifizierung mit der Arbeit und für das sogenannte Helfersyndrom, mit dem Personen bezeichnet werden, die von der Hilfebedürftigkeit der Kranken übermäßig stark überzeugt sind, ihnen die Hilfe geradezu verbissen aufdrängen und die schließlich enttäuscht, jedenfalls innerlich unbefriedigt sind, wenn die Krankheit dann geheilt und ihre Hilfe nicht mehr nötig ist. Auch übermäßiges Perfektionsstreben, krankhafter Ehrgeiz oder Neurotizismus, also übertriebene Ängstlichkeit, wurden verdächtigt, können danach aber nicht als typische Voraussetzungen für Burnout gelten.
Enttäuschung wird von einigen Forschern auch direkt als Ursache des Burnout angesehen. Sie gehen von modernen Lebensentwürfen aus, in deren Mittelpunkt die Selbstverwirklichung steht.
Selbstverwirklichung ist für viele Menschen tatsächlich wichtiger als Geld. Man kann sie dann als eine Art Selbstbefriedigung auffassen. Dadurch wird die Arbeit gewissermaßen zu einer „Selbstbefriedigungsquelle“, jedenfalls unbewusst.
Kann Arbeit diese hohen Erwartungen nicht erfüllen, scheitert man in einem wesentlichen Lebensziel. Dass diese Menschen dann unzufrieden, enttäuscht oder gar verzweifelt sind, kann man verstehen.
Zu Recht werden oft auch sogenannte Rollenkonflikte als Ursache angeführt, nämlich Konflikte zwischen dem Wunschbild, das sich eine Person von sich selbst und ihren Chancen zusammenträumt, und der Realität. Ich werde darauf beim Optimismus und mehr noch beim Illusionismus zurückkommen (Kapitel 8). Wer sich zu viel und das Falsche zutraut, trägt ein großes Risiko, dem nicht gerecht werden zu können. Seine Tagträume und Wunschbilder wirken ja letztlich wie Einstellungen. Es gelingt einem solchen Menschen nicht, sie an die reale Welt anzupassen, weil seine Selbstkritik nicht ausreicht. Hier sind wir wieder bei dem Zusammenhang zwischen dem Selbstbewusstsein und der Selbstkritik. Die Selbstkritik des Träumers ist von Anfang an zu schwach ausgeprägt. Er wird immer wieder zu den für ihn angenehmeren Fehleinschätzungen zurückkehren.Damit hätte er also eine Eigenschaft, mit der er gefährdet wäre, Burnout zu bekommen.
Ab er nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit: Trotz der Bandbreite der Faktoren, die zu einem Burnout führen können, war es bisher nicht möglich, ein Profil einer typischen Burnout-Persönlichkeit herauszuarbeiten, obgleich man riesige Zahlen von Betroffenen in aller Welt untersucht hat. Man konnte nur Persönlichkeitsfaktoren auffinden, die mit Burnout wenigstens einigermaßen gut "korrellieren". Bei denen besteht also gegenüber den Normalen eine mehr oder weniger erhöhte Wahrscheinlichkeit, Burnout zu entwickeln.
Anders herum: Wenn sich zum Beispiel ergibt, dass Übereifer oder Ehrgeiz oder ein sogenanntes Helfersyndrom keine Persönlichkeitskonstellation ist, die regelmäßig den Ausbruch von Burnout zur Folge hat, bedeutet das nur, dass nicht sehr viele oder wenigstens die meisten von denen, die später Burnout bekommen, dieses Persönlichkeitsprofil anfangs aufgewiesen haben.
Es lässt aber durchaus die Möglichkeit offen, dass man mit Überaktivität oder Ehrgeiz oder Ängstlichkeit auffällige Eigenarten hat, mit denen man ein größeres Risiko trägt. Außerdem könnten sich mehrere fragliche Gefährdungen summieren zu einer echten Gefahr. Diese Eigenschaften der Persönlichkeit bleiben also durchaus wichtig.
Aber kehren wir zurück zur Selbstkritik. Alle Menschen haben die Fähigkeit dazu. Die Selbstkritik ist eine Weiche, an der der Burnout-Prozess sehr häufig beginnt, wie wir sehen werden. Diese „Weiche“ ist beim einen zuverlässig geschützt, beim anderen labil. Aber sie ist nicht so typisch zu testen, dass man daran die gefährdeten von den nicht gefährdeten Persönlichkeiten frühzeitig oder gar schon im Voraus unterscheiden könnte. Ich werde später darauf zurückkommen.
Lassen Sie mich zusammenfassen: Beim Betroffenen spielen einerseits das Selbstbewusstsein und die Selbstkritik eine wichtige Rolle, also Bereiche des Denkens. Wichtig ist andererseits auch das Streben nach Selbstbestimmung bzw. nach Autonomie, das schon mehr in den Gefühlsbereich gehört. Ganz große Bedeutung hat schließlich das Selbstwertgefühl, das im Zusammenhang mit anderen Gefühlen wieder zur Sprache kommen wird. Jedenfalls sind die Überlegungen dieses Kapitels zum innersten Kern jeder Persönlichkeit wichtig für das Verständnis des Burnout-Prozesses und für Hilfeleistungen, die in den weiteren Kapiteln thematisiert werden.
Im nächsten Kapitel erfahren Sie, welche Faktoren von außen, also extrinsisch, einen Einfluss auf Entstehung und Unterhaltung des Burnout-Prozesses haben.
Das Wichtigste in Kürze:
• Zentraler Angriffspunkt des Burnout-Prozesses scheint das Selbstwertgefühl zu sein.
• Dieses basiert auf persönlichen Erfolgen und Misserfolgen, die mehr oder weniger exakt im autobiografischen Gedächtnis bewahrt und dort verrechnet werden.
• Ergebnis der Verrechnung von Erlebnissen und Gedanken sind Einstellungen, Meinungen und Prinzipien als Bestandteile des Selbstwertgefühls.
• Das Selbstwertgefühl bestimmt ganz wesentlich unser Wollen und Handeln. Es äußert sich als Selbstbewusstsein. Durch die Selbstkritik wird es überwacht.
• Die Selbstkritik orientiert sich einerseits an äußeren Bedingungen, andererseits an den Einstellungen, Überzeugungen und Prinzipien des Individuums.
• Die Einstellungen und damit auch die Prinzipien für die Selbstkritik müssen sich an Wandlungen in der Umwelt anpassen.
• Durch einen Zwang zur Umstellung von Prinzipien oder zum In-Frage-Stellen derselben kann es zu Unsicherheit und zu psychologischen Krisen kommen.
• Vorrangige Ursache von Unsicherheit und Krisen sind aber Selbstzweifel. Zweifel sind negative Schlussfolgerungen aus kritischen Überlegungen.
• Die Unterdrückung der Autonomie wird als wichtiger Faktor im Burnout-Prozess angesehen: Das angeborene Bedürfnis nach Dominanz wird zurückgedrängt und stört dann seinerseits.
• Rollenkonflikte mit der Realität z. B. bei Tagträumern können Anpassungsprobleme begründen. Hier spielt unzureichende Selbstkritik eine wichtige Rolle.
Kapitel 9 meines Ratgebers:
9 Hilfe und Vorsorge
Sie wissen nun, wie ein Burnout entstehen kann, kennen die Symptome des Prozesses und haben auch schon einige Strategien kennengelernt, mit dem man ihm begegnen kann. Am besten ist es jedoch, wenn man dem Burnout von Anfang an keine Chance gibt: Besser als die schönste Therapie ist immer die Vorbeugung.
Der MBI als Eignungstest vor Berufsbeginn
Zu den vorbeugenden Maßnahmen gegen Burnout gehört die sorgfältige Berufswahl, also die Frage, ob die persönliche Konstitution überhaupt der berufsbedingten Belastung langfristig gerecht werden kann und ob eine Person überhaupt für den Beruf oder die Belastungen (also den Stress!) geeignet ist, die die Position verlangt.
Wenn man Burnout zu vermeiden sucht, sollte künftig jeder Personalmanager in seinen Stellenangeboten darauf hinweisen, welcher besondere Stress auf den Bewerber zukommt oder welche Persönlichkeitsmerkmale XE "Persönlichkeitsmerkmal" er nicht gebrauchen kann – neben all dem, was er natürlich können sollte. Das würde beide Seiten vor Enttäuschungen schützen und zudem das Betriebsklima fördern.
Auf Seite *** finden Sie den leicht abgeänderten MBI-Test nach Maslach. Diesen Test gibt es in Versionen für das Lehrpersonal von Schulen und für Krankenschwestern. Anhand dieses Tests kann festgestellt werden, dass manche der wegen Burnout getesteten Lehrer/innen gar nicht hätten in einer Schule eingestellt werden dürfen, weil aus ihrem Persönlichkeitsprofil vorher ziemlich eindeutig ein Versagen voraussagbar gewesen wäre. Aber es ist nie zu spät: Den Test kann man jederzeit nachholen; in dem Fall müssendann die Fragen bezüglich der Bedingungen am eigenen Arbeitsplatz spezifiziert werden. Dann kann man über einen Arbeitsplatzwechsel oder über Veränderungen der Arbeitsbedingungen nachdenken oder diskutieren.
Rechtzeitig Maßnahmen ergreifen
Zu den vorbeugenden Maßnahmen zählen auch Gesprächskreise in den Firmen, Problemlösungskonferenzen, Gesundheitszirkel, Kurse zur Entspannung, Supervision und Mediation, auch zu Meditation sowie autogenes Training. Es gibt auch Einführungen zum Stressmanagement oder zur Work-Life-Balance. Diese sind in Betrieben sinnvoll, wenn sich „atmosphärische“ Störungen entwickeln, also wenn das Betriebsklima nicht mehr ganz in Ordnung ist.
Angebote gibt es viele, dennoch lässt sich Stress am Arbeitsplatz oft nicht vermeiden. Wenn Sie das Gefühl haben, dass sich trotz Maßnahmen „von oben“ nichts an Ihrer Situation ändert, wenden Sie sich an den Betriebsrat. Seine Aufgabe ist es im Rahmen der Arbeitsschutzvorschriften auch, eventuelle psychische Fehlbelastungen der Mitarbeiter zur Sprache zu bringen.
Die Adressen von Selbsthilfegruppen für schon vom Burnout Betroffene kann man im Internet finden (siehe Anhang). Diskussionsforen können dazu dienen, mit anderen Betroffenen Kontakt aufzunehmen. Aber der Burnout-Gefährdete braucht nicht Trost wie ein Krebskranker, sondern eher fachkundige Hilfe.
Es gibt also durchaus Bemühungen und Maßnahmen für die Vermeidung von Burnout. Sie sind jedoch kaum tauglich für eine Behandlung des Prozesses, wenn er einmal in Gang gekommen ist. Zu Selbsthilfe wie zur Beratung will ich im Folgenden einige methodische Hinweise geben. Da stellt sich zunächst die Frage, wie der Betroffene an sich selbst arbeiten kann.
Wer an sich arbeiten will, braucht Ausdauer
Alle Vorgehensweisen zur Gegenwehr gegen Burnout sind längerfristig anzulegen. Sie erfordern also Ausdauer und dafür den soliden Vorsatz, das Vorhaben auch wirklich durchzuführen. Wie das funktioniert, möchte ich im Folgenden darstellen.
In den vorangegangenen Kapiteln haben Sie erfahren, dass eine entscheidende Weichenstellung in die Abwärtsspirale des Burnout-Prozesses bei der Selbstkritik zu suchen ist: Wenn das Selbstbewusstsein des Betroffenen durch Stressoren erheblich beeinträchtigt ist, kann es sein, dass er nach Misserfolgen nicht mehr Gegenaktionen gegen die Ursachen erwägt, sondern vermehrtes Misstrauen gegen die eigenen Fähigkeiten entwickelt. Diese Selbstzweifel verunsichern ihn unbewusst in seinem Selbstwertgefühl. Schon in Abbildung 4 S. *** hatten wir das kennengelernt. In Kapitel 5 hatte ich diskutiert, dass abwertende emotionale Marker dazu beitragen, sich mit destruktiven Gedankengängen und Einstellungen zu blockieren.
Es ist naheliegend, diese Wege zu den Selbstzweifeln einzuschränken zu wollen. Dem schon Betroffenen wird es wenig nützen, wenn man ihm erklärt, dass er einfach sein Selbstvertrauen stärken muss – er ist ja tief verstrickt in für ihn unentwirrbare Abwärtstrends. Zunächst also muss der Betroffene die Rolle kennen, die die Selbstkritik bei seinen Problemen spielt. Wenn es um eigene Misserfolge geht, sollte der Betroffene
- sich den Vorgang des Kritisierens klar bewusst machen: Kritik ist gut, wenn man aus den Fehlern lernen will. Aber sobald eigene Fehler offenbar sind, muss man
- mit allem Willen versuchen, eben diese eigenen Fehler eingehend zu analysieren, was oft eines objektiven Helfers bedarf, um sie dann
- zu beheben bzw. Maßnahmen zu ersinnen, mit denen man ihnen aktiv begegnen kann. Dazu gehört, wie erwähnt, die schriftliche Aufarbeitung der Umstände.
- sollte man Wege finden, künftig den Fehler zu vermeiden und – das ist sehr wichtig –
- man sollte sich stets fest vornehmen, nie resignierend die Achseln zu zucken, weil man „nun mal schlecht war“ oder weil man „halt so ist“.
Das ist schwieriger, als es sich anhört, aber auch nicht undurchführbar: Halten Sie die meist zahlreichen Vorgänge, die gern auch ins Unbewusste verdrängt werden, die einem durchaus unangenehm sind und deren Erinnerung vielleicht peinlich ist, vorsätzlich im Bewusstsein und arbeiten Sie sie ganz nüchtern Punkt für Punkt ab, am besten schriftlich.
Dann muss man den festen Vorsatz fassen, eine derartige verstandesmäßige Aufarbeitung eines jeden Missgeschicks gewissenhaft durchzuführen. Die Formulierung des Vorsatzes allein genügt aber nicht. Zu oft wird man ihn vergessen, wie die vielen guten Vorsätze, die man sich an Silvester für das neue Jahr vorgibt. Später ist dann anderes wichtiger. Man muss aus dem Vorsatz eine Angewohnheit machen. Und eine derartige Angewohnheit muss man lernen.
Lernen und Abstrahieren sind Spitzenfähigkeiten
Ãœber das Lernen hatte ich schon in Kapitel 2 gesprochen. Es bedeutet, dass man seinem Gehirn das, was man sich vorgenommen hat, wieder und wieder in großer Zahl einzelner Erlebnisse anbietet. Das Gehirn wird dann schließlich automatisch einen Mittelwert und damit eine Erfahrung oder eine Einstellung und aus dem richtigen Verhalten schließlich eine Angewohnheit bilden. Wichtig dabei ist die große Zahl einschlägiger Ereignisse – wie lange beispielsweise hat es gedauert, bis Sie als Kind endlich „Danke!“ sagen gelernt haben: Ohne unzählige Ermahnung ging es nicht.
Stellen Sie sich etwa auf ein Vierteljahr der ständigen Wiederholungen ein: So lange dauert es ungefähr, bis das Gehirn aus den vielen Einzelfällen einen routinemäßigen Ablauf geformt und in andere Gewohnheiten derart passend eingefügt hat, dass er festsitzt und auch unbewusst ablaufen kann. Sie werden sehen: Wenn man dieses Stadium erreicht hat, hat man ein ungutes Gefühl, sobald man der neuen Norm einmal nicht gefolgt ist.
Um sicherzugehen, dass genügend Einzelfälle zusammenkommen, die für eine feste Verankerung im Gehirn sorgen, spielen Sie das Vorgehen im Einzelfall immer wieder, also z. B. noch einmal am Abend und wieder am nächsten Morgen in Gedankendurch. Wenn man nämlich den Fall noch einmal intensiv durchdenkt, wird diese Überlegung als Erinnerung im Gedächtnis ebenso abgespeichert wie das originale Ereignis. Das befördert den Prozess, eine Angewohnheit zu formen.
Ferner benötigt man einen starken Willen. Damit der gute Vorsatz nicht erlahmt, was bei einem Burnout-Betroffenen leicht passieren kann, sollte ein guter Freund um Hilfe gebeten werden. Er muss genügend Einfluss auf den Betroffenen haben undnicht nur den Vorsatz, sondern das ganze Problem kennen. Wenn es einen derartigen Coach nicht gibt, sollte man einen Psychotherapeuten zurate ziehen, denn dieses Vorgehen entspricht der weit verbreiteten Methode der Verhaltenstherapie. Sie hat zum Beispiel Erfolge in der Behandlung von Angstzuständen, und Angst spielt beim Burnout fast immer irgendeine Rolle.
So kann man sein Verhalten von Grund auf ändern
Man kann sich so natürlich auch schlechte Angewohnheiten abgewöhnen. Das Vorgehen könnte auch jeder Normalbürger anwenden, der seinen Lebensstil irgendwie anpassen will und sich dafür ein neues Verhalten angewöhnt oder ein altes ändert: Noch einmal in den Spiegel zu schauen, bevor man das Haus verlässt, oder zu kontrollieren, ob man den Wohnungsschlüssel und den Führerschein eingesteckt hat, oder weniger Kalorien zu sich zu nehmen. Man lernt dann übrigens auch aus den Fehlern. (Nicht gleichzustellen sind derartige Angewohnheiten mit derjenigen, zu rauchen. Bei ihr haben die meisten Raucher eine Sucht erworben. Daher fällt es ihnen dann auch so schwer, sich das Rauchen XE "Rauchen" wieder abzugewöhnen.)
Alles kann man übertreiben, deshalb hier noch eine kleine Abschweifung: Gewisse befohlene Angewohnheiten können zu Fehleinstellungen, Konflikten, Ärger oder sogar Ängsten führen. Die „Fünf Antreiber“ hatte ich schon erwähnt: „Sei perfekt!“, „Streng dich an!“, „Beeil dich!“, „Sei stark!“ und „Mach’s den anderen recht!“
Jeder kennt solche Ermahnungen aus seiner Jugend. Sie sind üblich, zu Hause wie im Beruf. Aber wer eine oder mehrere dieser alltäglichen sozialen Vorgaben zum obersten Prinzip seiner Anstrengungen erhebt und ihnen alles unterordnet, kann sich bei ausgeprägter Prinzipientreue durchaus überfordern. Denn man kann ihnen nicht immer genügen. Ähnlich ist es mit übertriebenem Ehrgeiz. Wer dann auch noch zu strenger Selbstkritik neigt, könnte im Falle des Scheiterns zu Selbstzweifeln („Ich bin zu schwach für ein ordentliches Verhalten“) kommen, die bedeutungsvoll für die Abwärtsspirale sind.
Manchmal ist es ratsam, sich ein allzu penibles Befolgen von anerkannten Lebensregeln abzugewöhnen. Um sich nicht immer wieder in Stress und Probleme hineinzusteigern, könnte es angebracht sein, von einem gewissen Fanatismus abzulassen – in mancher Hinsicht.
Zeit und Kraft in die eigene psychische Gesundheit investieren
Es gibt therapeutische Möglichkeiten, die – vorausgesetzt, der Burnout-Prozess ist noch nicht zu weit fortgeschritten – einfacher sind und viel weniger Zeit kosten als das geschilderte Antrainieren von besseren Angewohnheiten oder guten Vorsätzen.
So erinnere ich noch einmal an den Vorschlag, die als Ursache erkannten Probleme schriftlich aufzuarbeiten. Das ist übrigens ein Vorschlag, den ich auch allen Nichtbetroffenendringend ans Herz lege. Schreiben kostet zwar etwas Zeit, aber es schadet nicht, sich noch einmal exakte Gedanken zu machen. Keiner kennt die Zukunft, auch nicht bezüglich der künftigen Bedeutung von Problemen, die einen gerade beschäftigen. Was Sie aufschreiben sollten:
alle Kritikpunkte, die im Zusammenhang mit Missgeschicken auftreten. Sie haben immer Ursachen. Suchen Sie auch nach ungelösten Konflikten oder emotionalen Fehlreaktionen.
Selbstzweifel, soweit sie offenbar werden, mit aller ihren Argumenten, weil sie sonst im Unbewussten weiterschwelen.
Unsicherheiten, die man bei sich selber doch in mancher Form kennt und die man dann aus dem Ungewissen hervorholen und sorgfältig analysieren kann.
Ängste, Ärger und andere Emotionalitäten, die Sie bewusst oder unbewusst mit sich herumtragen.
Durch Aufschreiben können Sie all die genannten Punkte abmildern und unschädlich machen.
Machen Sie eine Gewohnheit aus dem Aufschreiben: Rechnen Sie es sich als "gute Tat für die eigene Gesundheit" an und freuen Sie sich nach jedem Aufsatz über ein kleines Erfolgserlebnis.
Miteinander reden
Sie haben längst festgestellt, dass ich sehr viel von der schriftlichen Aufarbeitung von psychischen Konflikten halte. Ich habe das bewusst betont, weil die Methode nicht üblich ist. Ich möchte aber nicht missverstanden werden: Vor der Verarbeitung im stillen Kämmerlein sollte möglichst die direkte Aussprache mit den anderen Betroffenen stehen. Keiner sollte sich davor drücken. Ratsam könnte sein, einen neutralen („externen“) Dritten zuzuziehen, um die Emotionalität in der Diskussion möglichst klein zu halten.
Aber unabhängig von der Frage, ob das Problem nach der Aussprache zufriedenstellend gelöst ist oder nicht, wird es die Betroffenen weiterhin mehr oder weniger beschäftigen, sei es in Gedanken oder im Unterbewusstsein. Und für die vielen Fälle, in denen nach dieser „Nacharbeit“ noch problematische Reste bleiben, ist die ganz private schriftliche Aufarbeitung segensreich.
Langfristigen, eventuell unterschwelligen Ärger sollte man übrigens genauso schriftlich durchleuchten wie Zweifel. Man sollte aber gleichzeitig prüfen, ob die emotionalen Marker, die man ja selbst an Informationen, Erinnerungen und insbesondere an beteiligten Personen angeheftet hat, noch korrekt sind (siehe Kapitel 5).
Beispielsweise können Sie sich vornehmen, die Einzelheiten des Ärgernisses positiver zu sehen, vielleicht sogar lächerlich zu machen. Falls der Ärger wieder hochkommt, wiederholen Sie die Übung und bemühen sich um mehr Gründlichkeit. Ähnliche Korrekturen kann man vielleicht bei Umständen anbringen, die einen nervös machen. Es ist also notwendig, eine Art Bedenkzeit bezüglich des eigenen psychischen Zustands zu reservieren, in der niemand stört. Man muss es sich dafür bequem machen, und man muss Platz zum Schreiben haben.
Echte menschliche Fürsorge hilft
Schließlich möchte ich hier den Wert der psychosozialenBetreuung noch einmal herausheben. Wenn man die Liste der Symptome auswertet, haben die vom Burnout Betroffenen schon in der Frühphase (Tab. 4 auf S. ***: Beschränkung sozialer Kontakte) die zwischenmenschliche Wärme gemieden, also die Verbindung zu Freunden und zur Familie, oder haben sie gar zurückgewiesen.
Auf den ersten Blick können wir nicht wissen, ob sie das angeborene Interesse an der Nähe zu Mitmenschen verloren haben oder vielleicht diesen Personen in ihrer Vorstellung abweisende Marker angeheftet und sich dann in eine feindliche Stimmung ihnen gegenüber hineingesteigert haben. Möglicherweise liegt auch eine von Anfang an in der Persönlichkeit mangelnde Fähigkeit vor, zwischenmenschliche Kontakte zu knüpfen.
Das natürliche Streben, menschliche, besonders familiäre Beziehungen zu suchen und beizubehalten, ist in den letzten Jahrzehnten durch den zunehmenden Individualismus und den Primat der Selbstverwirklichung immer mehr erschwert worden: Wer heute nicht aktiv Verbindungen mit anderen anstrebt, ist bald alleine – die rasante Zunahme von Single-Haushalten in den letzten Jahrzehnten mag als Beleg gelten. Er muss dann über alles alleine entscheiden. Entscheiden aber kann nachweislich besonders viele Zweifel und Ängste zur Folge haben.
Bezüglich der Hilfsangebote in der Frühphase des Burnout wissen wir, dass nur sozialisierende Maßnahmen in derMehrzahl der Fälle nachhaltige Erfolge erzielt haben. Ratschläge, Ãœbungen, Seminare etc. sind zwar im Einzelfall hilfreich, engagierte menschliche Fürsorge und das Einfügen in verlässliche Strukturen sind jedoch die wichtigste Maßnahme, um mit einiger Verlässlichkeit den verloren gegangenen Halt wieder aufzubauen: Dann kann sich offenbar der „innere Orientierungsrahmen“ stabilisieren. Offensichtlich gibt es dafür „Selbstheilungskräfte“ der Psyche.
Wenn künftige Untersuchungen diese Erfahrungen bestätigen, muss man im Umkehrschluss folgern, dass das Herauslösen des Einzelnen aus seinem sozialen Verbund eine besonders wichtige Ursache für die Entwicklung von Burnout sein kann.
Wenn zunächst die Störfaktoren lange genug konsequent ausgeschaltet sind, können durch engagierte zwischenmenschliche Kontakte die angeborenen Funktionsbeziehungen zwischen den neuronalen Netzen langsam und von Grund auf zu ihren Normalbeziehungen zurückkehren. Der Mensch ist nun mal ein „soziales Wesen“ – nur wenige halten es längere Zeit in der Isolierung aus.
Ãœbersicht
In den vorangegangenen Kapiteln haben Sie eine Fülle von Möglichkeiten zur Gegenwehr gegen Burnout kennengelernt, dass eine Übersicht und dann eine Zusammenstellung sinnvoll sind. In der Abbildung 14 sind die wichtigsten noch einmal kurz dargestellt, ausgehend von den betroffenen Psychomechanismen. Sie vermittelt einen kleinen Eindruck davon, dass vielerlei Psychomechanismen am Burnout-Prozess beteiligt sind und daher auch zur Vorsorge oder Behandlung herangezogen werden sollten.
Greifen Sie sich nicht nur eine einzige Maßnahme heraus: An je mehr Punkten Sie ansetzen können, desto besser. Schließlich beschränken Sie sich ja auch nicht darauf, auf zu viel Fett verzichten, aber im Übrigen weiterhin im Übermaß trinken und rauchen, wenn Sie künftig gesünder leben möchten.
Abbildung 14: Am Burnout beteiligte Psychomechanismen und Hinweise auf vorgeschlagene Gegenmaßnahmen: obere Hälfte: Kognitive (verstandesmäßige) Funktionen und entsprechende emotionale Bewertung. untere Hälfte: Stimmung und Motivation, beeinflusst durch Temperamente. Die Ziffern bezeichnen entsprechende Kapitel dieses Buches. Wer einfach nur vorbeugen will, erkennt aus dieser Darstellung, dass es kaum genügen wird, nur an einem Mechanismus anzusetzen.
Wer selbst Hilfe sucht oder anderen Menschen mit Rat und Tat zur Seite stehen möchte, sollte neben den Ratschlägen der Tabelle 1 auf Seite *** auch die folgenden Tipps beherzigen, die hier noch einmal zusammenfassend dargestellt sind:
Tabelle 7: Möglichkeiten zur Vorbeugung und Hilfe gegen Burnout
- Aufmerksamkeit nicht überlasten, Handy auch mal ausschalten, nicht ständig laute Musik hören
- kein Multitasking; To-do-Listen mit großzügigen Zeitvorgaben
- bei Gefahr von Autonomieverlust mehr Selbstständigkeit zugestehen
- Stressoren ausschalten; Hilfe von Kollegen; evtl. Job wechseln, „etwas Neues probieren“
- Pflichtbewusstsein: dem schlechten Gewissen vorbeugen durch realistischere Ansprüche an sich selbst
- Probleme schriftlich aufarbeiten: Aktennotiz, Brief, Tagebuch
- innere Emigration: nüchtern reagieren, nicht emotional
- falsche emotionale Marker korrigieren, Ursachen der Gefühle erkunden
- die fünf „Antreiber“ (siehe S. ***) überprüfen, nicht übertreiben, evtl. Intensität zurücknehmen
- sozialisierende Maßnahmen ergreifen, menschliche Fürsorge suchen
- Zweifel: Ursachen ergründen, schriftlich aufarbeiten
- Coping: Probleme bewältigen durch den eigenen Verstand oder einen Coach oder eine Verhaltenstherapie
- Zweifel durch Hoffnung ersetzen, positiv denken
- Sinnverlust: Erfolgserlebnisse vermitteln, Belohnungszentrum bemühen
- Stimmung aufhellen: richtige Annahmen, kleine Annehmlichkeiten
- Antriebslosigkeit bekämpfen: Aufgaben für angeborene Bedürfnisse vollständig ausführen
- Selbstwertgefühl steigern durch Erfolgserlebnisse, Aufgabenschwere schrittweise steigern
- Optimismus: positiv denken, bei Misserfolgen vorrangig eigene Fehler durchdenken
- Pessimismus: Kritik nur zur Leistungsverbesserung, schriftliche Bearbeitung
- wenigstens eine gute Tat pro Tag zusätzlich, evtl. Liste, abends nachlesen
- zielführende Angewohnheiten bewusst trainieren, mit Helfer oder professionellem Coach
- Unterstützung durch Gesundheitszirkel, Meditation, Selbsthilfegruppe
Auch wenn wir bei Weitem nicht alle Erscheinungsformen und Probleme des Burnout-Prozesses erschöpfend untersuchen konnten, wissen Sie nun, worauf man achten sollte, und haben eine Vorstellung davon, wie man wirkungsvoll vorbeugt. Sie können sich selbst und anderen bei der Symptomatik der frühen Stadien helfen. Da Sie jetzt auch um die ernsten Konsequenzen eines ungebremsten Verlaufs von Burnout wissen, können Sie dafür sorgen, dass rechtzeitig ein Arzt oder ein Psychologe zugezogen wird, bevor es zu spät ist. Helfen Sie mit, dass möglichst kein Mensch mehr in die Phase der Versagensängste und der existenziellen Verzweiflung abgleiten muss!
Das Wichtigste in Kürze:
- Fürsorge und menschliches Bemühen können in der Frühphase nachhaltig helfen, wenn Störfaktoren ausgeschlossen werden.
- Alle Angewohnheiten werden gelernt, ähnlich wie Einstellungen und Überzeugungen. Störende oder gar krankmachende kann man sich auch wieder abtrainieren.
- Im Rahmen der Selbstkritik gegenüber eigenen Fehlern könnte es auch eine (krankhafte) Angewohnheit werden, immer gleich Selbstzweifel zu entwickeln.
- Am Beginn des Burnout-Prozesses hat man mit dem Bemühen, die Ursachen zu suchen und auszuschalten, noch relativ große Chancen.
- Der MBI-Test, mit dem man Burnout-Betroffene erkennen will, ist auch geeignet, vor Antritt einer Arbeitsstelle die persönliche Eignung abzuschätzen.
- Man kann mit dem Test auch die Entscheidung erleichtern, in einem bestehenden Arbeitsverhältnis eine berufliche Veränderung herbeizuführen.
- Der Selbstkritik bei eigenen Fehlern kommt eine zentrale Rolle zu. Sie sollte positiv auf Abhilfe ausgerichtet sein und nicht zu Selbstzweifeln führen.
- Gesundes Selbstbewusstsein wird permanente Selbstzweifel nicht zulassen. Ein starkes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen schützt vor Burnout, solange man Überlastungen der Hirnfunktionen vermeidet.
- Beim Lernen eines Vorsatzes oder einer neuen Angewohnheit zählen auch Wiederholungen des einzuübenden Verhaltens im Geiste, wenn man dies ernsthaft betreibt.
- Nicht selten ist man selbst schuld daran, dass man sich ärgert. Es wäre weise, bei jedem aufkommenden Ärger diese Möglichkeit zu erwägen und z. B. falsche Bewertungen oder Einstellungen zu korrigieren.
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